Es ist der 24. November 1971, einen Tag vor Thanksgiving, als ein Mann unter dem Namen Dan Cooper am Flughafen in Portland eincheckt. Mit seinem schwarzen Business-Anzug, einem weißen Hemd und einem Aktenkoffer sieht er wie ein typischer Flugreisender seiner Zeit aus. Der Flug nach Seattle ist an diesem Mittwoch nur zur Hälfte besetzt.
Kurz nach dem Start bestellt Dan Cooper einen Bourbon, zündet sich eine Zigarette an und reicht der Stewardess einen gefalteten Zettel: "Ich habe eine Bombe in meinem Aktenkoffer. Falls nötig, werde ich von ihr Gebrauch machen."
Aus Passagieren werden Geiseln
Die geschockte Flugbegleiterin informiert sofort den Piloten. Die übrigen 36 Passagiere wissen zunächst nicht, dass sie gerade zu Geiseln geworden sind. Sie können nach der Landung in Seattle alle unversehrt das Flugzeug verlassen – im Austausch gegen vier Fallschirme und 200.000 US-Dollar.
Cooper bleibt alleine in der Maschine zurück und befiehlt dem Kapitän, als nächstes Ziel Mexiko anzusteuern. Dabei gibt er ganz genaue Anweisungen: Flughöhe nicht über 3.000 Meter, maximale Geschwindigkeit 300 Kilometer pro Stunde, das Fahrwerk soll ausgefahren und die Landeklappen in einem Winkel von 15 Grad angestellt werden.
Abgesprungen über einem Waldgebiet
Nach sieben Minuten Flugzeit wird die hintere Gangway herabgelassen. Die Boeing 727 ist das einzige Passagierflugzeug, das auf diese Weise von hinten betreten und verlassen werden kann. Nach 20 weiteren Minuten wird das Cockpit von einer Druckwelle erfasst, die Gangway ist in ihrer Verankerung zurückgeschlagen.
"Ich glaube, unser Gast hat uns soeben verlassen", meldet Kapitän William Rataczak über Funk. Cooper hat sich in seiner Business-Kleidung – die Krawatte lässt er in der Maschine zurück – in die Tiefe der dunklen, regnerischen und stürmischen Nacht gestürzt.
Der schwere Postsack mit den 20-Dollarnoten muss ihn schnell nach unten gezogen haben. Zu diesem Zeitpunkt überquert das Flugzeug gerade ein riesiges Waldgebiet zwischen den Bundesstaaten Washington und Oregon.
Vom Entführer zum Volksheld
Sofort beginnt die Jagd nach dem Erpresser. Chefermittler Ralph P. Himmelsbach geht Tausenden Hinweisen aus der Bevölkerung nach, während Hunderte FBI-Agenten jeden Stein im vermutlichen Absprunggebiet umdrehen. Doch von Cooper fehlt jede Spur, die vielen Zeugenaussagen entpuppen sich als wertlos.
Mit den Jahren wird Dan Cooper – der nach einem Druckfehler auch D.B. Cooper genannt wird – zu einem Volkshelden. Im Nordwesten wird der 24. November als D.B.-Cooper-Day gefeiert, T-Shirts werden gedruckt und Lieder gesungen. Obwohl unklar ist, ob Cooper mit dem erbeuteten Geld ein schönes Leben frönt oder sein Leben beim Absprung verloren hat.
Lösegeld im Fluss
Schon bald nach seinem spektakulären Sprung setzt der Nachahmer-Effekt ein. Doch alle weiteren Entführer werden gefasst oder sterben, während Cooper verschwunden bleibt. Einziger Hinweis sind knapp 6.000 Dollar des Lösegelds, die ein Junge 1981 am Columbia River findet. Aber auch das löst den mysteriösen Fall nicht auf. 2016 stellt das FBI die Suche nach Cooper endgültig ein.ie
Autor des Hörfunkbeitrags: Burkhard Hupe
Redaktion: Ronald Feisel
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. November an Die Entführung von Flug 305 der Northwest Airlines am 24. November 1971. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 25.11.2021: Vor 140 Jahren: Todestag des Flötenbauers Theobald Böhm