Schon in der Kaiserzeit tragen Gartenausstellungen zur Verschönerung der Städte und Zufriedenheit der Bürger bei. Essen etwa verdankt ihr die Gruga, die 1929 eröffnete Große Ruhrländische Gartenbauausstellung. Die erste Gartenschau der neu gegründeten Bundesrepublik soll 1951 in Hannover stattfinden.
Das Gelände des einstigen Stadtparks scheint ideal. Zudem besteht noch der 1830 gegründete Gartenbauverein des Königreiches Hannover. "Es gab hier ein Gartenbewusstsein, das war wichtig", erzählt Ronald Clark, Direktor der Herrenhäuser Gärten in Hannover.
Aus verbrannter Erde wird fruchtbarer Boden
Im Herbst 1950 wühlen sich Arbeiter mit Schaufeln und viel Optimismus durch die Erde. In dem Gelände neben der Stadthalle hat der Krieg deutliche Spuren hinterlassen: verkohlte Bäume und Bombentrichter, wo früher Alleen und Blumenbeete zum Flanieren eingeladen haben.
Tonnenweise Erde, Klärschlamm und Torf werden bewegt, damit ein fruchtbarer Boden entsteht. Rund um ein Wasserbecken werden Birken, Linden, Eichen, Ahorn und Eiben gepflanzt. Sitzplätze werden an niedrigen Sandsteinmauern montiert, Gehölze angeordnet und Themengärten angelegt.
Beete mit Stiefmütterchen, Tulpen und Rosen bringen Farbe in die Landschaft. Baumschulen und Nutzgärten für Obst und Gemüse sollen wertvolle Anregungen und Tipps für den eigenen Anbau geben.
"Der Garten gehört zum Wiederaufbau"
Am 28. April 1951 eröffnet die Gattin des Bundespräsidenten, Elly Heuss-Knapp, die erste Bundesgartenschau (BUGA) mit den Worten: "Der Garten gehört zum Wiederaufbau, er gehört zur Hoffnung nach der Zerstörung, zur Ruhe trotz aller Arbeit."
Obwohl der Sommer regnerisch ist, strömen 1,6 Millionen Menschen zur Bundesgartenschau. Sie schlendern über die Wege, sitzen vor grob gezimmerten Kiosken, essen Würstchen aus der hannoverschen Fabrik Ahrberg.
Kinder werden mit der Aussicht auf ein Eis zum Spaziergang in den Park gelockt. "Es war das erste Mal, dass man wieder Schönheit gesehen hat", erinnert sich Ronald Clark. Man wollte den Schutt und Dreck ein paar Stunden vergessen.
Bundesgartenschau alle zwei Jahre
Fortan wird die BUGA alle zwei Jahre ausgerichtet und leistet einen wichtigen Beitrag zum Wiederaufbau der Städte.
So entsteht in Kassel aus dem ursprünglichen Begleitprogramm zur BUGA mit der Documenta eine der wichtigsten Kunstausstellungen der Welt. In Köln bringt die 1957 für die Gartenschau installierte Seilbahn bis heute Besucher über den Rhein.
Später rücken innovative und nachhaltige Gartenbaukonzepte in den Fokus, mit denen beispielsweise Militär- und Industriebrachen in Erholungsräume verwandelt werden.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Claudia Friedrich
Redaktion: Hildegard Schulte
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 28. April 2021 an die Bundesgartenschau in Hannover. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 29.04.2021: Vor 60 Jahren: Stiftung World Wildlife Fund (WWF) wird in der Schweiz gegründet