Joker: Folie à Deux

Stand: 02.10.2024, 00:00 Uhr

Fünf Jahre nach dem Überraschungserfolg von "Joker" kommt die Fortzsetzung ins Kino - mit Lady Gaga als Arthur Flecks Gebliebter.

Von Andrea Burtz

Neue Filme: "Joker: Folie à Deux", "Der wilde Roboter" WDR 2 Kino 02.10.2024 03:40 Min. Verfügbar bis 02.10.2026 WDR 2

Download

Darum geht's

Arthur Fleck wartet in der psychiatrischen Anstalt Arkham auf den Prozess für seine Verbrechen als Joker: fünf Morde, von denen einer live im Fernsehen übertragen wurde. Seine Verteidigerin will das Gericht von Arthurs Schizophrenie überzeugen und mildernde Umstände geltend machen.

Doch Arthur folgt einer anderen Stimme: Beim Chorsingen in der Anstalt hat er Harley Quinn kennengelernt, die ihn nicht nur mit ihrem Gesang begeistert …

Darum geht's wirklich

Todd Phillips' ("Hangover") Neuinterpretation des Jokers, Batmans großem Gegenspieler, war 2019 ein Überraschungserfolg: "Joker" räumte bei den Filmfestspielen in Venedig den Goldenen Löwen ab, war für elf Oscars nominiert, gewann zwei und spielte weltweit über eine Milliarde US-Dollar ein.

Fünf Jahre später gibt es jetzt die Fortsetzung.

Die spielen mit

Joaquin Phoenix spielt erneut seine bereits oscargekrönte Rolle des Arthur Fleck alias Joker. Lady Gaga (“A star is born”) ist als Harley Quinn zu sehen. Brendan Gleeson ist als Gefängniswärter und Catherine Keener als Verteidigerin mit dabei.

Das sagt Kinokritikerin Andrea Burtz

Fünf Jahre nach dem großen Erfolg von "Joker" kehrt Regisseur Todd Phillips mit seinem Team für eine Fortsetzung zurück. Das Besondere an seiner Neuinterpretation: Sie ist keinem gängigen Filmgenre zuzuordnen. Romanze, Musical, Melodram, Psychothriller, Gefängnisdrama – "Joker: Folie à Deux" ist von allem ein bisschen.

Phillips dockt mit "Folie à Deux" dort an, wo "Joker" endete. Während Arthur alias Joker in der Psychiatrie auf seinen Prozess wartet, lernt er die Pyromanin Harley Quinn kennen, die ihn für seine irren Morde verehrt. Arthur, ein Verlierertyp mit großem Geltungsdrang, ist von der jungen Frau und ihrer Stimme angetan.

Gemeinsam singen sie Evergreens aus den 50er-Jahren und werden dafür auf Showbühnen bejubelt – allerdings nur in Jokers Fantasie. Wärter erniedrigen ihn, starke Medizin macht ihn schlapp. Applaudierende Fans geben dem gestörten Angeklagten während der Verhandlung neuen Auftrieb.

In der Fortsetzung ist Arthur nicht viel vom schillernden Joker geblieben. Dieser abgemagerte Arthur, der keine Witze mehr erzählt, ist das Abbild eines gebeutelten Losers. Seine Lebensgeschichte voller Gewalt und Misshandlungen (die bereits im ersten Teil Thema waren) werden jetzt vor Gericht thematisiert. Neue Erkenntnisse über den Joker bringen die Rückblicke jedoch nicht.

Joker und Harley ist gemeinsam, dass sie in aussichtsloser Tristesse verharren und dabei vom sensationslüsternen Publikum beobachtet werden. Der Film spielt fast ausschließlich im Gerichtssaal und im engen, düsteren Gefängnis. Die Musicalnummern bieten Arthur und dem Kinopublikum für einen Moment eine Fluchtmöglichkeit in eine farbige, hoffnungsvolle Welt.

Joaquin Phoenix und auch Lady Gaga spielen die beiden Außenseiter und ihre gegenseitige Anziehung überzeugend und füllen mit ihren ausdrucksstarken Gesichtern die große Leinwand. Die "Folie à Deux", eine Zwangsstörung zu zweit, nimmt man ihnen ab.

Lady Gaga hat die sehr viel kleinere Rolle, die Story ist rund um den Joker erzählt. Die beiden Hauptdarsteller liefern den besten Grund, sich auch die Fortsetzung anzusehen: einen tief melancholischen Film über einen gebrochenen Mann, der sich in Musikfantasien flüchtet.

Wer auf Actionszenen wartet oder neue Facetten an der Figur des Jokers erhofft, ist hier falsch. Todd Phillips liefert eine konsequente Neuinterpretation der Figur von Batmans Gegenspieler, der sich in seiner Geliebten spiegelt. Eine große "Tristesse à Deux".

Die Bewertung auf einen Blick

Drei von fünf Sternen

Musical/Thriller/Romanze, USA 2024

Regie: Todd Phillips

Länge: 138 Minuten

Ab 16 Jahren

Kinostart: 03.10.2024