"Der Westfälische Frieden hat Vielfalt garantiert", sagt der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff am Sonntag in seinem Grußwort. Davon profitiere Europa bis heute. Wulff ist der Einladung des Westfalen Vereins gefolgt – so wie rund 300 Gäste, davon viele Bürgerinnen und Bürger. Sie haben im Festsaal des Hammer Maximilianpark an den Friedensschluss 1648 erinnert.
Krieg kostete Millionen Menschen das Leben
Vor 375 Jahren wurde im Oktober 1648 in Münster und Osnabrück der Westfälische Frieden geschlossen. Nach fünfjähriger Friedensverhandlung wurden damit der Dreißigjährige Krieg beigelegt. Zwischen 1618 und 1648 wurde dieser in weiten Teilen Europas zwischen Evangelen und Katholiken ausgetragen. Mehrere Millionen Menschen starben, die Bevölkerung litt stark.
"Die Auswirkungen des Kriegs waren vor allem auch in der Grafschaft Mark, in Hamm, zu spüren", sagt Mitorganisator Robert Vornholt. Daher habe sich der Verein dazu entschieden, die Festveranstaltung in Hamm zu veranstalten. Ziel sei es auch zu zeigen, wie der Frieden eine Blaupause für die heutige Zeit sein könnte.
Lehren für den Ukraine-Krieg
Bei dem halbtägigen Symposium am Sonntag ging es daher auch viel um das Jetzt. Zum Auftakt wurde die Europahymne gespielt. Das Thema Europa und europäischer Zusammenhalt spielten immer wieder eine Rolle. Auch bei einer offenen Podiumsdiskussion, unter anderem mit Hamms Oberbürgermeister Marc Herter (SPD) und den Landesministerinnen Ina Scharrenbach und Dorothee Feller (beide CDU).
Alexander Tillmann aus dem Publikum verwies in einer Frage ans Podium auf die nordrhein-westfälische Landesverfassung. Darin sei auch die Friedenserziehung in den Schulen verankert. Er sieht einen Ansatzpunkt, bei Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für Toleranz und demokratische Werte auszubilden. Schulministerin Feller stimmte zu. "Demokratie muss für Schülerinnen und Schüler erfahrbar sein. Da können wir noch besser werden", so die Ministerin.
Der aktuelle Krieg zwischen Russland und der Ukraine war neben den Lehren aus dem Westfälischen Frieden immer wieder Thema. Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Schumm sprach ein Grußwort und Marc Herter kündigte eine Städtepartnerschaft mit einer Stadt in der Ukraine an. Münsters Oberbürgermeister Lewe forderte aber auch Gespräche mit russischer Seite. "Irgendwie müssen wir wieder miteinander sprechen. Sonst beginnt als Nächstes der Hass der Völker", so Lewe (CDU).
Westfälischer Friede war nur mit Verhandlungen erreichbar
Er hoffe auf zivilgesellschaftliche Gruppen in Russland, über die man in Kontakt bleiben könne. Und Bundespräsident Wulff verurteilte den Krieg, hob aber auch hervor, dass der Westfälische Frieden 1648 ein Friede durch Verhandlung gewesen sei. In der Ukraine müsse das aber von den Ukrainerinnen und Ukrainer ausgehen.
Mit dem Westfälischen Frieden legten die Menschen nicht nur einen Krieg bei, sie hätten auch Vielfalt vereint – Konfessionsgrenzen überwunden. Christian Wulff zog daraus Lehren für die Gegenwart. Er appellierte an die jungen Menschen im Saal: Es sei die Aufgabe dieser Generation aufzupassen, dass Nationalismus auf seinem Vormarsch gestoppt werde. "Diesen Anfängen müssen wir uns viel entschlossener entgegenstellen", so Wulff.
Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe hielt ein flammendes Plädoyer für einen Wettstreit der demokratischen Parteien, um Demokratieverdrossenheit und extremistische Parteien klein zu halten – das Publikum bestätigte ihn darin mit lautem Applaus.
Symbolische 375 als Appell
Ein deutliches Zeichen sendeten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus. Sie stellten sich vor dem Glaselefanten in Hamm zu einer großen 375 auf. Ein Friedensappell aus Hamm, so die Organisatoren.