Dortmunder Händler räumen Müllberge selber weg

Stand: 13.03.2025, 16:39 Uhr

Wegen des Warnstreiks stapeln sich die Müllberge in der Dortmunder Innenstadt. Die Einzelhändler räumen jetzt selber auf.

Von Michael Westerhoff

Lena Dümer hat ihren gut beheizten Laden heute gegen die zugige Innenstadt getauscht. Normalerweise verkauft sie in ihrem Geschäft Mode und Geschenkartikel. Heute steht sie mit dicken Gummi-Handschuhen und einem blauen Müllsack auf dem Dortmunder Hansaplatz. Sie sammelt Müll ein, der verstreut auf dem Platz liegt: "Weil es einfach scheiße aussieht", sagt Dümer gerade heraus: "Und weil es stinkt und die Ratten anzieht. Die brauchen wir nicht in der Stadt, sondern die Kunden."

Bäckermeister hat Angst vor Ungeziefer

Heiner Fischer hat diesen Container bestellt um den Müll von der Straße zu holen | Bildquelle: WDR/ Michael Westerhoff

Ein paar Meter weiter steht Bäckermeister Heiner Fischer an einem roten Müllcontainer. Fast bis oben ist der schon voll. Fischer hat sich den Müll vor seinem Geschäft drei Tage lang angeschaut und dann selber Inititiative ergriffen. Er war der Ansicht "So kann es nicht weiter gehen, wir ziehen uns das Ungeziefer heran.". Also hat er gestern einen Container bestellt und die beiden Straßen an seinem Geschäft abends gefegt und den Müll eingesammelt.

Die Geweklschaft Verdi hat zum Warnstreik aufgerufen und seit Samstag streikt auch die Dortmunder Entsorgungsbetriebe (EDG). Deshalb quellen die Mülleimer in der ganzen Stadt über. In der Fußgängerzone Westenhellweg sind die Behälter so voll, dass Passanten Burger-Verpackungen, Einweg-Kaffeebecher und anderen Abfall einfach daneben geworfen haben. "Lass mal einen Regenschauer kommen, dann haben wir die richtige Schweinerei hier", fürchtet Fischer.

Händler haben Container, Müllsäcke und Gummihandschuhe besorgt

Die Eigeninitiative des Bäckers hat auch die anderen Händler auf den Plan gerufen. "So langsam sieht es unansehnlich aus, da müssen wir selber anpacken", sagt Tobias Heitmann, Vorsitzender des Cityrings, der Vereinigung der Innenstadt-Kaufleute. Er hat es Vorbild Fischer nachgemacht und für die Kaufleute in der Innenstadt Container bestellt.

Wir verteilen 200 Müllsäcke und Gummi-Handschuhe an die Händler, dann sollte die Stadt ruckzuck sauber sein. Tobias Heitmann, Cityring Dortmund

Seit dem Mittag steht der Container in der Innenstadt. Heitmann sitzt seitdem nicht mehr in seiner Galerie am Dortmunder Hansaplatz. Er hat sich seinen Parka übergeworfen, Handschuhe angezogen und sammelt zusammen mit Lena Dümer und Ute Gemmecke aus einem Schuhgeschäft Müll ein.

Auch Heitmann fürchtet, dass der Abfall Ratten anziehen könnte. Ausgerechnet mitten in der Aktionswoche gegen Ratten. Die Stadt hat alle Grundbesitzer aufgefordert, im März ihre Grundstücke zu säubern, in einem Schreiben warnt sie davor, Speisereste auf Grundstücken liegen zu lassen. und nun das: In der ganzen Stadt liegen Essensverpackungen "Die Innenstadt ist im Moment ein Paradies für Ratten", sagt Heitmann.

Auch Markthändler sauer

Seit dem Wochenende wird kein Müll mehr eingesammelt | Bildquelle: WDR/ Michael Westerhoff

Über den Müll macht sich auch Niels Schulte Gedanken. Er hat einen Obststand auf dem Markt. Die Händler haben nach dem Markttag am Mittwoch ihren Müll selber eingesammelt und in blaue Müllsäcke gefüllt. Die stehen heute einen Tag später immer noch am Hansaplatz. Schulte ärgert sich über die Stadtverwaltung

Bei jeder Großveranstaltung stellt die Stadt Container auf. Jetzt beim Streik nicht! Niels Schulte, Markthändler

Lena Dümer und Ute Gemecke haben die ersten Tonnen geleert und fast den gesamten Müll am Hansaplatz eingesammelt. "Wenn die Entsorgung Dortmund es nicht tun, tun wir es eben", sagt Dümmer. Und ergänzt: "Aber wir freuen uns, wenn sie zurückkommen. Und kommt bitte schnell zurück"

Quellen:

  • Tobias Heitmann, City Ring Dortmund
  • Lena Dümer, Händlerin
  • Ute Gemmecke, Schuhhändlerin
  • Niels Schulte, Markthändler
  • Heiner Fischer, Bäcker
  • Reporter vor Ort

Dortmunder Händler räumen Müllberge selber weg WDR Studios NRW 13.03.2025 00:35 Min. Verfügbar bis 13.03.2027 WDR Online