Polizeipräsident in Köln fordert Abgabe von harten Drogen in Konsumräumen

Stand: 06.11.2024, 18:42 Uhr

Bisher müssen in Köln Abhängige, die in Drogenkonsumräumen Heroin spritzen oder Crack rauchen wollen, sich die Drogen selbst mitbringen. Sie kaufen ihr Rauschgift meist bei illegalen Dealern in unmittelbarer Nähe der Konsumräume.

Von Oliver Köhler

Das führt laut Polizei dazu, dass rund um den Konsumraum die Dealerszene wächst - beispielsweise in der Innenstadt am Neumarkt.

Drogenkonsumräume wirken wie Magneten auf Dealer

Durch eine kontrollierte Abgabe von harten Drogen in den Konsumräumen könnte der illegale Markt zumindest teilweise ausgetrocknet werden, sagt der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns gegenüber wdr.de.  

„Das hätte den Vorteil, dass die Schwerstabhängigen sich nicht an verunreinigter Ware bedienen müssen und wir auch den Handel nicht unbedingt in die Nähe des Konsumraums ziehen.“ Johannes Hermanns, Polizeipräsident

Drogenkonsumräume wirken nach Einschätzung der Polizei wie Magneten für illegale Dealer. Und wo sich viele Dealer aufhalten, dahin kommen auch noch mehr Konsumenten. Diesen Kreislauf will der Polizeipräsident mit seiner Initiative durchbrechen.

Auch der Kölner Gesundheitsdezernent Harald Rau hält es für sinnvoll, Schwerstabhängigen unter medizinischer Aufsicht Ersatzdrogen anzubieten, die genauso wirken wie beispielsweise Heroin.

„Wenn auf diese Weise der Stoff als Medizin verordnungsfähig ist, wird er nicht mehr auf dem kriminellen Schwarzmarkt zu erwerben sein. Dann ist niemand mehr unter Kaufzwang, und insofern hilft das -  glaube ich schon -  gegen das Dealen." Harald Rau, Gesundheitsdezernent

Ersatzdroge für Crack könnte in Köln getestet werden

Auf Köln rollt gerade eine Drogenwelle zu, die noch drastischere Auswirkungen hat – Crack. Das aufgekochte Kokain macht extrem süchtig, Abhängige brauchen bis zu 20 Portionen pro Tag. Wie da eine Abgabe unter ärztlicher Aufsicht funktionieren kann, muss erst noch untersucht werden.  

Eine Ersatzdroge für Crack, ein so genanntes Substitut, wird bereits entwickelt.

Der Kölner Gesundheitsdezernent Harald Rau möchte erreichen, dass die Stadt an einem Modellprojekt teilnimmt, in dem der Crack-Ersatzstoff von Ärzten an Suchtkranke abgegeben werden kann.

Die Abgabe harter Drogen und Ersatzdrogen durch die Stadt Köln beziehungsweise durch beauftragte Ärzte könnte die Drogenbrennpunkte entschärfen. Dafür müssten allerdings Gesetze geändert werden. 

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter
  • Polizeipräsident Köln
  • Gesundheitsdezernent

Über das Thema berichten wir am 06.11.2024 auch im Fernsehen in der "Lokalzeit aus Köln" ab 19.30 Uhr.