Verantwortlich für die Übung ist ein kleines Team, darunter der Detmolder Feuerwehrmann Andreas Weniger und Andreas Prange vom Lippischen Landesverband. Sie alle verstecken sich am Tag des Alarms vor einem Nebeneingang der Bibliothek.
Rollen werden verteilt: Eine Frau soll eine Kundin spielen, eine andere sich aus dem dritten Stock retten lassen, und alle werden beobachten, wie die rund 20 Beschäftigten auf den überraschenden Alarm reagieren.
Nur der Hausmeister weiß Bescheid
Niemand weiß Bescheid, nur der Hausmeister, der das konspirative Team hereinlässt. Sie fahren im Aufzug nach oben, bei einem richtigen Brand wäre das streng verboten. Dann löst Feuerwehrmann Andreas Weniger den Alarm aus. Ohrenbetäubender Lärm erschallt.
Der erste Teil der Übung klappt: Die Beschäftigten der Lippischen Landesbibliothek verlassen zügig, aber ohne Panik das Gebäude, die Besucherinnen und Besucher auch.
Die Landesbibliothek ist in zwei bis drei Minuten komplett leer
Andreas Weniger von der Feuerwehr Detmold ist zufrieden: „Wir hatten nach circa zwei bis drei Minuten das Gebäude komplett leer, alle Personen standen draußen, jetzt sind meine Feuerwehrkollegen da und erkunden die Lage und gucken, ob es sich um einen Brand handelt oder um einen Fehlalarm.“
Die Lippische Landesbibliothek ist mit der Feuerwehr vernetzt, das neue digitale Sicherheitssystem informiert die Retter schon im Auto, gibt eine Übersicht über das Gebäude, darüber, wo die Brandmelder sich befinden und wie viele Menschen dort arbeiten oder eingeschlossen sein könnten. Dass es weder ein Brand ist, noch ein Fehlalarm, sondern ein Probealarm, ist schnell klar, zumindest der Feuerwehr, die bei ihrem Einsatz entsprechend entspannt wirkt.
„Oh Gott, was ist passiert?“
Ganz anders geht das manchen Beschäftigten. Vanessa Fuhs erzählt: „Im ersten Moment dachte man wirklich: Oh Gott, was ist jetzt passiert? Ich habe mich einmal kurz umgeguckt, und meine Kollegin meinte, wir sollten raus. Wir haben geguckt, ob noch Nutzer drin sind und die dann mitgenommen, also, es war mulmig im ersten Moment.“
In den Magazinen der Landesbibliothek stehen rund 700.000 Bücher, darunter die Sammlungen der Fürstin Pauline und des Hermannsdenkmal-Erbauers Ernst von Bandel.
1921 brannte die Lippische Landesbibliothek
Wie schnell Büchersammlungen brennen können, zeigte sich 2004 in Weimar. Damals ging die berühmte Herzogin Anna-Amalia-Bibliothek in Flammen auf, vermutlich wegen eines defekten Elektrokabels. 50.000 Bücher verbrannten, 118.000 wurden beschädigt. Und auch die Lippische Landesbibliothek in Detmold selbst brannte schon einmal, im November 1921 war das.
Das Dach, das zweite Obergeschoss und das hölzerne Treppenhaus wurden Opfer der Flammen. So etwas soll nicht noch einmal passieren. Seit dem Brand in Weimar machen in Detmold alle Archive und Bibliotheken regelmäßige Alarmübungen, mal gemeinsam, mal für sich.
Drehleiter der Feuerwehr im Einsatz
Als die Feuerwehr die angebliche Bibliotheksbesucherin, die eigentlich zum Test-Team gehört, mit einer Drehleiter aus einem Fenster gerettet hat, endet die Übung. Andreas Prange vom Lippischen Landesverband ist erleichtert.
Einiges hätte schief gehen können, sagt er: „Dass das Personal nicht weiß, wie es sich verhalten soll, dass die Feuerwehr nicht den auslösenden Melder erreicht, weil Fehler in den Karten sind, dass die Alarmübertragung nicht optimal funktioniert, also Probleme hätte es genügend geben können, aber die Übung hat gezeigt, dass es im Ernstfall wunderbar funktioniert.“
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Landesverband Lippe
- Feuerwehr Detmold
Über dieses Thema berichten wir im WDR-Fernsehen in der Lokalzeit OWL am 06.11.24 um 19:30 Uhr.