1898 kommt der Schweizer Buchhalter, Fußballer und Sportkolumnist Hans Gamper nach Barcelona. Offensichtlich langweilt er sich ein wenig, denn ein Jahr später beschließt er, einen Fußballklub zu gründen, und gibt eine Zeitungsannonce auf. "Hans Gamper von der Fußballsektion 'Sociedad Los Deportes', sich wünschend in Barcelona, einige Spiele zu organisieren, erbittet jeden, der diesen Sport mag, ihn zu kontaktieren und dienstags oder freitags von 9 bis 11 Uhr in sein Büro zu kommen“, steht darin zu lesen.
Bald strömen die Interessenten zur angegebenen Adresse. Es sind vor allem Geschäftsleute aus dem Rest Europas, die über den Fußball versuchen wollen, sich in die katalanischen Gesellschaft zu integrieren. Am 29. November 1899 gründet die Migrantengruppe den FC Barcelona.
Spielen gegen den Diktator
Von Anfang an versucht der FC Barcelona, seinem Motto gemäß "més que un club" ("mehr als ein Verein") zu sein. Unter dem glühenden katalanischen Nationalisten Gamper entwickelt er sich zu einer Anlaufstelle für auch politisch engagierte Fußballfans, die nach einer Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien streben. Neben Real Madrid, dem Lieblingsverein des Diktators Francisco Franco, etabliert sich das Stadion des FC Barcelona als eine Art inoffizielles Parlament, in dem Parolen gerufen werden dürfen, die die Militärmacht außerhalb mit größter Brutalität unterdrückt.
1974 erlebt Spanien das wohl denkwürdigste Match seiner Fußballgeschichte. 5:0 fegt der FC Barcelona den Rivalen Real Madrid vom Platz. Der wichtigste Spieler und Torschütze Johan Cruyff, der den Verein mit Trainer Rinus Michels an die niederländische Art des "totalen Fußballs" herangeführt hatte, wird zum Nationalhelden und "El Salvador" ("Der Erlöser") stilisiert. Bis heute sehen viele Fans in diesem Spiel den eigentlichen Grund, warum ein Jahr später – mit Francos Tod – die Diktatur zerbricht
50 Millionen Fans
Heute prägt das argentinische Ausnahmetalent Lionel Messi aus Argentinien das Erscheinungsbild des FC Barcelona. 50 Millionen Fans halten dem 22-fachen spanischen Meister die Treue. Ansonsten hat sich einiges geändert. Der Verein, der früher „més que un club“ war, ist inzwischen, nicht zuletzt aufgrund der Zwänge der milliardenschweren Fußballindustrie, eher ein ganz normaler Spitzenverein.
Das zeigt sich schon an der Trikotwerbung. Früher warben die Mannen des FC Barcelona schon einmal kostenlos für die Unesco. Inzwischen firmiert das Emirat Katar als Sponsor, das nicht zuletzt wegen Menschenrechtsverletzungen in den Schlagzeilen steht.
Stand: 29.11.2014
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