Eine gewisse Unsportlichkeit ist es schon, wenn der Hamburger Sport-Verein (HSV) in seiner Satzung den 29. September 1887 als offizielles Gründungsdatum verkündet. Denn im Vereinsregister dieser Zeit sucht man seinen Namen vergebens. Stattdessen findet unter dem dortigen Datum erstmals der SC Germania Erwähnung, auf deren Geschichte sich der Sportklub stolz beruft.
Gegründet wird der HSV eigentlich erst 1919 als Zusammenschluss von SC Germania, Hamburger FC und FC Falke 06. Die Geschichtsklitterung indes will man den Hamburgern gern verzeihen. Immerhin ist der HSV "der letzte Dinosaurier" im deutschen Profifußball: der einzige Verein, der seit Start der Bundesliga 1963 noch kein einziges Mal abgestiegen ist. Heute ist der HSV nach Bayern München und dem FC Schalke 04 zudem der drittgrößte Sportverein Deutschlands.
Verzicht auf die Meisterschaft
Spektakulär ist die Geschichte des HSV auch nach der Fusion von 1919 allemal. Drei Jahre später steht der Verein bereits gegen den 1. FC Nürnberg im Endspiel um die deutsche Meisterschaft. Es ist ein dramatisches Finale, das auch nach 189 Minuten und einbrechender Dunkelheit – Elfmeterschießen und Flutlicht sind noch nicht erfunden – keinen Sieger findet.
Beim Wiederholungsspiel müssen durch rote Karten und Verletzungen derart viele Nürnberger vom Platz, dass der Schiedsrichter das Spiel abbrechen muss. Der HSV wird am grünen Tisch zum Deutschen Meister bestimmt. Aber der Verein verzichtet, da der Sieg nicht mit sportlichen Mitteln errungen worden ist. 1923 und 1928 können dann die Sektkorken endgültig knallen.
Uwe Seeler und die Meisterschaft 1960
Zur Zeit des Nationalsozialismus ist der HSV gleichgeschaltet. 1946 wird der damals gerade einmal zehnjährige Uwe Seeler Mitglied des Vereins: 1960 schießt er den Hamburger Sport-Verein zur Meisterschaft. 1976 beginnt mit dem DFB-Pokalsieg das goldene Jahrzehnt des HSV. Der 2:0-Sieg im Endspiel des Europapokals der Pokalsieger gegen den RSC Anderlecht ein Jahr später mit einem überragenden Felix Magath bringt auch international den Durchbruch.
Verantwortlich für den Erfolg ist nicht zuletzt HSV-Präsident Peter Krohn, der mit viel Gespür fürs Marketing dem eigentlich schuldengeplagten Verein in drei Jahren 16 Millionen D-Mark erwirtschaftet - unter anderem durch Showtrainings mit Prominenten, zu denen bis zu 20.000 Zuschauer kommen, oder dadurch, dass er beim HSV als zweitem deutschen Fußballverein überhaupt Trikotwerbung einführt.
Als Krohn wegen seiner Forderung nach weiteren Vollmachten entlassen wird, wird Günter Netzer 1978 sein Nachfolger. Unter Netzer und mit Stars wie Kevin Keagan, Manfred Kaltz oder Horst Hrubesch wird der HSV 1979, 1982 und 1983 Deutscher Meister und gewinnt 1983 den Europapokal der Landesmeister – seine insgesamt erfolgreichste Zeit.
1986 gewinnt der HSV zum dritten Mal den DFB-Pokal. Dann wird es still um den Verein. 2011 entgeht er dem Abstieg nur um Haaresbreite. Momentan rangiert der HSV kurz vor den Abstiegsplätzen.
Stand: 29.09.2012
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