Näher an die Zuschauer und Hörer: Angesichts der aufkeimenden privaten Konkurrenz fordert WDR-Intendant Friedrich-Wilhelm von Sell 1982 seine Programmmacher auf, "die Schätze der Region zu heben". Zugleich verordnet er der Kölner Zentrale des öffentlich-rechtlichen Senders, sich in den Landesteilen stärker zu engagieren - durch Auslagerung von Teilen der Zentrale. Die Idee stößt zunächst auf Widerstand. NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn (SPD), damals auch Mitglied im WDR-Verwaltungsrat, sagt zu Intendant von Sell: "Was willst du denn in Westfalen? Da sitzt doch der Arsch, der Kopf sitzt in Köln!" Entsprechend mühsam sei es gewesen, erinnert sich von Sell später, "die Gremien in diesem Prozess der Regionalisierung/Dezentralisierung mitzunehmen".
Verdoppelung der Sendezeit
Die Regionalisierung startet zunächst im Radio am 4. Juni 1984 mit einer fast täglichen Dreistundensendung auf WDR 1. Dann folgt das Fernsehen: Fast zwei Jahre nach dem Start der "Aktuellen Stunde" werden ab dem 1. Oktober 1984 innerhalb der Sendung drei sogenannte Fensterprogramme von jeweils einer Viertelstunde geöffnet. Unter dem gemeinsamen Titel "Guten Abend aus ..." strahlen die Studios Köln und Düsseldorf im täglichen Wechsel ein rheinisches Fenster aus. Im selben Rhythmus produzieren die Studios in Münster und Bielefeld ein entsprechendes westfälisches Pendant. Während das dritte Fenster allein vom Landesstudio Dortmund für das Ruhrgebiet hergestellt wird.
Im Rahmen der fortschreitenden Regionalisierung trennen sich ein halbes Jahr später die Studios in Bielefeld und Münster, ab Oktober 1985 arbeiten auch Köln und Düsseldorf jeweils eigenständig. Der weitere Ausbau der Aktion "Wir schalten um nach nebenan!" dauert deutlich länger. Erst im Februar 1991 kommt ein sechstes Fenster für Südwestfalen, also für das Sieger- und das Sauerland, hinzu. Ab Herbst 1991 werden alle Fensterprogramme nicht nur von Montag bis Donnerstag um 19.45 Uhr angeboten, sondern auch am Freitag. Im April 1993 wird die Länge der Sendungen zudem von 15 auf 20 Minuten erweitert. Knapp vier Jahre später wird die Sendezeit jeweils auf eine halbe Stunde ausgedehnt.
Elf "Lokalzeiten"
Auch das Studionetz wird engmaschiger: 1996 folgen Wuppertal und Aachen. Im selben Jahr erhalten alle Fensterprogramme den Titel "Lokalzeit". 1997 erweitert der WDR sein Fernsehangebot um die "Lokalzeit Essen", zehn Jahre später kommen Bonn und Duisburg dazu. Damit gibt es inzwischen elf lokale Fenster. Die Idee des früheren Intendanten von Sell ist ein Erfolg: Der Marktanteil der WDR-Lokalzeit liegt mittlerweile bei über 26 Prozent.
Stand: 01.10.2014
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