Vier Jahre haben Experten der nordrhein-westfälischen Landesrundfunk-Anstalt gegrübelt, in wessen Hände sie ihr Baby legen sollen - ohne dabei die Erziehungsberechtigung zu verlieren. Das Baby heißt "Lokalradio in NRW" und der Laufstall, den ihm die Medienpolitiker schließlich zimmern, ist eine trickreiche Kombination aus öffentlich-rechtlichem Programm-Management, privaten Geldgebern und lokalen Radio-Machern. Groß war die Angst, das neue "Radio von nebenan" könnte zum banalen Dudelfunk à la Radio Luxemburg oder politisch in falsche Hände geraten.
Am 29. Januar 1990 werden, nach langem Tauziehen zwischen Landesregierung, WDR und den Zeitungsverlegern, die ersten fünf Privatfunk-Lizenzen vergeben. Weil den Radio-Pionieren vor Ort noch das für ein Vollprogramm nötige Geld und Know-How fehlt, füllt eine dem Hörer verborgen bleibende "Radio NRW" GmbH die meiste Sendezeit mit einem Mantelprogramm. Das wird in Oberhausen von einem 40-köpfigen Team unter Regie des WDR-Manns Klaus Klenke produziert. Als Babysitter und Big Brother bringt der erfahrene Hörfunkprofi Klenke den neuen Radio-Kindern das Laufen bei.
Nach und nach haben inzwischen 46 NRW-Radiostationen ihre lokalen Fenster geöffnet - umrahmt von werbefinanziertem Programm und mit unterschiedlichem Erfolg: Die einen machen vom Start weg Gewinn, andere kommen aus den roten Zahlen nicht heraus. Insgesamt jedoch hat das "Radio von nebenan" seine Flegeljahre bestens überstanden und ist aus dem täglichen Medienangebot nicht mehr wegzudenken.
Stand: 29.01.05