Stichtag

15. Mai 1859 - Geburtstag von Pierre Curie

Ehrlich war er und absolut undiplomatisch. Einmal wird der Physiker Pierre Curie, Ehemann von Marie Curie, für einen Orden vorgeschlagen. Er soll lapidar gesagt haben: "Sagen Sie dem Minister, ich hätte kein Bedarf an einem Orden, aber ich hätte gern ein Labor." Pierre Curie, geboren am 15. Mai 1859, ist ein Wunderkind: Das Abitur macht er mit 16 Jahren, den Universitätsabschluss in Physik mit 18 Jahren. Er schreibt solide theoretische Arbeiten zur Kristallographie, dem Magnetismus oder der Radioaktivität. Gleichzeitig experimentiert er hingebungsvoll mit neuartigen Apparaten und Messgeräten.

Curie forscht gemeinsam mit seiner Frau - ohne Dünkel

Pierre Curie und sein Bruder Jacques wurden als Kinder zu Hause unterrichtet. "Das war sehr ungewöhnlich in Frankreich. Denn dort ist die Schulbildung sehr wichtig: Die Netzwerke, die sich daraus ergeben, sind von großer Bedeutung für das weitere berufliche Fortkommen", sagt Dr. Annette Röttger, Physikerin an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Obwohl Curie mit seinem Bruder die Piezoelektrizität entdeckt - Spannung in Kristallen - hat er wenig berufliche Perspektiven. Ohne das Netzwerk der Eliteschulen landet er an einer Gewerbeschule, miserabel bezahlt, mit Arbeit überladen, ohne Labor, Assistenten und Etat. Erst zehn Jahre später, 1894, trifft er wieder eine verwandte Seele, die acht Jahre jüngere Polin Maria Sklodowska, eine hochbegabte Physikstudentin. "Die beiden haben sich fantastisch ergänzt", sagt die Physikerin Annette Röttger. "Pierre Curie gibt seine gesamte vorangegangene Arbeit auf und forscht gemeinsam mit seiner Frau - ohne Dünkel."

Anerkennung kommt aus dem Ausland

Mit Pierres piezoelektrischem Messgerät und nach Jahren unheimlicher Schufterei findet der Forscherehepaar zwei neue Elemente, das extrem strahlende Radium und das Polonium - beides Spaltprodukte der Pechblende. Anerkennung für ihre Arbeiten zur Radioaktivität kommt jedoch nur aus dem Ausland: 1903 geht der Physik-Nobelpreis je zur Hälfte an Henri Becquerel und die Curies. In Frankreich wird Pierre Curie lange Zeit nicht wahrgenommen. Erst 1904 erhält er einen Lehrstuhl an der Universität Paris - mit einem Labor und drei Assistenten. Und einer dieser Assistenten durfte seine Frau sein.

Endlich findet er die Arbeitsbedingungen vor, die er sich immer gewünscht hat - und kann sie nur kurz genießen. Im April 1906 stirbt Pierre Curie mit 46 Jahren, voller Pläne für weitere Forschungsvorhaben und Messgeräte. Gedankenverloren überquert er eine Straße und läuft in ein Pferdefuhrwerk. Er erleidet einen Schädelbruch und stirbt kurz darauf.

Stand: 15.05.2014

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