Maria Sklodowska will studieren. Aber im russisch besetzten Polen sind Frauen die Türen zur Universität verschlossen. Also spart die Erzieherin für ein Studium in Frankreich. Als sie sich die vierzigstündige Bahnfahrt vierter Klasse auf einem mitgebrachten Klappstuhl nach Paris leisten kann, ist sie schon 24 Jahre alt. "Vor mir tat sich eine neue Welt auf", wird sie sich später erinnern: "eine Welt des Wissens, zu der mir endlich der Zutritt gestattet war". Diese Welt des Wissens wird Maria Sklodowska unter dem Namen Marie Curie nachhaltig verändern.
Curie wird 1867 in Warschau geboren. Ihr Vater, ein Mathematik- und Physiklehrer, weckt ihre Begeisterung für die Naturwissenschaften. 1891 beginnt sie ihr Studium an der Sorbonne, das sie mit Bravour abschließt. Bei einem Abendessen lernt sie den Forscher Pierre Curie kennen. 1895 heiraten die beiden und beginnen, miteinander zu arbeiten. Gleichzeitig wird Marie Curie Doktorandin des Physikprofessors Antoine Henri Becquerel, der kurz zuvor die Radioaktivität entdeckt hat. Woher allerdings die Strahlung kommt, vermag auch er nicht zu sagen. Marie Curie versucht die Antwort zu finden.Sie entdeckt, dass Uranpecherz eine deutlich höhere Strahlung als reines Uran aufweist. Daraus schließt Curie, dass noch andere Elemente im Spiel sein müssen. In einem feuchten, kalten Schuppen richten sich die Curies ein Laboratorium ein. Tonnenweise lassen sie Uranpecherz aus Österreich und Frankreich herbeischaffen, kochen und zersetzen das Material in 20-Kilo-Bottichen im Säurebad. Im Zuge dieser Experimente entdecken sie Radium und Polonium, das seinen Namen nach Maries Heimatland erhält. Allerdings ziehen vier weitere Jahre ins Land, bevor Marie Curie endlich ein Zehntel Gramm Radium gewonnen hat, um das Atomgewicht zu bestimmen. Danach leuchten die radioaktiven Substanzen in ihren ungeschützten Fläschchen zur Freude der Forscher in der Dunkelheit.
1903 wird Marie Curie gemeinsam mit ihrem Mann und Antoine Henri Becquerel mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Als ihr Mann 1906 bei einem Autounfall stirbt, wird Marie Curie als erste Frau zur Professorin berufen, um die Vorlesungen ihres Mannes an der Sorbonne fortzuführen. 1911 wird ihr der Chemie-Nobelpreis für den Nachweis von Radium und Polonium zugesprochen. Nach dem Ersten Weltkrieg setzt Marie Curie ihre Forschungen gemeinsam mit ihrer Tochter Irene fort, die mittlerweile selbst eine berühmte Physikerin geworden ist. Sie entwickeln eine mobile Röntgenstation, die auch an der Front für verletzte Soldaten eingesetzt wird.Die Arbeit mit der Radioaktivität greift Curies Gesundheit jedoch zunehmend an. Am 4. Juli 1934 stirbt sie während eines Sanatoriumsaufenthalts in der Schweiz in der Nähe von Passy, ohne dass die Ärzte die Ursache ihrer Erkrankung begreifen. Erst später wird man die Schädlichkeit radioaktiver Strahlung verstehen.
Stand: 04.07.09