Paviane sind frech, Nashörner häufig schlecht gelaunt und Löwen vor allem faul. Woher wir das wissen? Aus dem "Illustrirten Thierleben" von Alfred Brehm, einem der ersten großen zoologischen Nachschlagewerke. 1863 ist der erste Band im Bibliographischen Institut in Hildburghausen erschienen, weitere Bände folgten. Mit 18 Jahren war Alfred Edmund Brehm, geboren am 2. Februar 1829 in Thüringen als Sohn eines Pfarrers und berühmten Hobby-Ornithologen, zu seiner ersten Expedition aufgebrochen. Er begleitete einen Vogelkundler nach Nordafrika und in den Nahen Osten. Fünf Jahre war er unterwegs, holte sich die Malaria und sammelte Eindrücke in der Tierwelt, die er später – opulent bebildert – in seinem Thierleben wiedergibt.
"Unser Laubfrosch" und "unser Rotkehlchen"
Schreiben kann er. "Der Igel ist ein drolliger Kauz und dabei ein guter, furchtsamer Gesell, welcher sich ehrlich und redlich, unter Mühe und Arbeit durchs Leben schlägt." Dem Rebhuhn attestiert er eine "aufopferungsvolle Zärtlichkeit". Der Leopard jedoch sei "listig, verschlagen, tückisch, boshaft, wild, raub- und mordlustig." Voller Sympathie und guter Laune wandert Brehm durch die Fauna. Zärtlich spricht er von "unserem Laubfrosch" oder "unserem Rotkehlchen". Nur an der Stubenfliege kann er nichts Gutes finden: "Wir alle kennen ihre schlimmen Eigenschaften, die Zudringlichkeit, Naschhaftigkeit und die Sucht, alles und jedes zu besudeln; eine Tugend wird niemand von ihr zu rühmen wissen."
Publikumserfolg und Respekt als Gelehrter
Zunächst veröffentlicht er Reiseberichte in Journalen wie der Gartenlaube, die beim Bildungsbürgertum gut ankommen. Bald darf er die zehnteilige Enzyklopädie herausgeben, die ab der zweiten Auflage Brehms Thierleben heißt. Seine Mischung aus detailversessener Beschreibung und erzählerischem Schwung bringt ihm beides ein: Publikumserfolg und Respekt als Gelehrter. Er schickt sein Werk an Charles Darwin, der begeistert gewesen sein soll. Neben dem Brockhaus und dem Duden steht das Thierleben bald in fast jedem Haushalt.
Der Bestseller des 19. Jahrhunderts gilt heute jedoch mehr als Kinderbuch, denn als wissenschaftliche Lektüre. Kritikern sind die Tiere zu menschlich dargestellt, viele von Brehms Schlussfolgerungen gelten als überholt. Die Verwandtschaft des Menschen zum Tier gilt zwar seit Darwin als gesichert. Doch geht es der Wissenschaft heute mehr darum, zu zeigen wie viel Tier im Menschen steckt, nicht wie viel Mensch im Tier.
Stand: 02.02.2014
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. Februar 2014 ebenfalls an Alfred Brehm. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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