Stichtag

1913 – Charles Fabry beschreibt die Ozonschicht

Die Geschichte der Ozonschicht beginnt vor mehreren 100 Millionen Jahren. Damals beginnen Pflanzen, die Erde zu überwuchern. Massenweise wird so Sauerstoff produziert, der teils in die Stratosphäre wandert. Hoch oben entsteht aus ihm jener Sonnenschutz, ohne den das Leben verbrennen oder degenerieren würde.

In der Stratosphäre nämlich werden die Sauerstoffmoleküle durch das schädliche UV-Licht in Atome aufgespalten, die sich gleich wieder mit intakten Molekülen zu Ozon verbinden. Die aus drei Sauerstoffatomen bestehenden Teilchen absorbieren das UV-Licht effektiv, indem sie es durch einen neuerlichen Zerfallsprozess weiter beschäftigen: Im Kreislauf aus Atomisierung und neuer Verbindung verbraucht sich dessen Energie, bevor es zur Erde gelangen kann.

Wo ist das Ozon?

Dass Ozon als Filter für UV-Strahlung gelten kann, finden Forscher bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts heraus. Zudem ist es seit der Jahrhundertwende möglich, den Ozonwert unterhalb von zehn Kilometern zu bestimmen. Dem französischen Physiker Charles Fabry ist das zu wenig. Er will konkret begreifen, wie Ozon in der Atmosphäre des blauen Planeten funktioniert. "Alles, was wir wissen können, ist durch Zahlen ausgedrückt", lautet sein Credo. "Denn ohne Zahlen wären Wissen und Verstehen unmöglich."

1913 entwickelt der 46-jährige Physiker im Labor eine Methode, um jene Ozonmenge zu bestimmen, die zur Absorption ultravioletter Strahlung in der Atmosphäre nötig ist. Er vergleicht sein Ergebnis mit den Messungen von Kollegen und stellt fest, dass die Ozonmenge unterhalb von zehn Kilometern viel zu gering ist für einen wirksamen UV-Schutz. Dann aber, so mutmaßt Fabry, muss oberhalb von zehn Kilometern, in der Stratosphäre, umso mehr Ozon vorhanden sein. Seine logische Schlussfolgerung: Es gibt eine Ozonschicht. Ihre Dicke bestimmt Fabry mit drei Millimetern. Der seidene Faden, an dem das Leben der Erde hängt, ist gerade einmal so dick wie ein Strohhalm.

Der Ozonkiller

Mit Hilfe von UV-spektroskopischen Messungen weist Fabry 1913 gemeinsam mit Henri Buisson Ozon in höheren Atmosphärenschichten nach. Und er findet heraus, dass die Ozonwerte schwanken und ständig beobachtet werden müssen. 1929 lädt er, inzwischen Professor in Paris, zur ersten Ozon-Konferenz ein. Fast zeitgleich kommen in den USA neuartige Kühlschränke auf den Markt, deren Kühlmittel Fluorchlorkohlenwasserstoff (FCKW) die Ozonschicht radikal zerfrisst.

1974 wird die Gefahr in den USA entdeckt und FCKW dort drei Jahre später von der US-Regierung unter Jimmy Carter verboten. In Europa indes ist die Chemielobby für ein Verbot zu stark. Erst die Entdeckung des Ozonlochs sorgt 1985 endlich für einen Stimmungsumschwung.

Stand: 16.11.2013

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