Stichtag

27. Februar 1987: UN-Ozon-Konferenz scheitert in Wien

Februar 1987: Die USA drängen auf ein weltweites Produktionsverbot für Gase, die die Ozonschicht der Erde zerstören. Sie drohen mit einem Importstopp für entsprechende Produkte. Adressaten der Warnung sind die Staaten der Europäischen Gemeinschaft und Japan. Sie sollen, so fordert die US-Regierung, endlich einem "internationalen Abkommen zum Schutz der Ozonschicht" zustimmen. Eine solche Vereinbarung steht bei der UN-Konferenz in Wien vom 23. bis zum 27. Februar 1987 erneut zur Debatte. Zuvor sind zwei UN-Gesprächsrunden in Wien und Genf erfolglos geblieben. Der Vorschlag Amerikas und Skandinaviens sieht vor, möglichst bald aus der Produktion so genannter Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW) auszusteigen - spätestens aber in zehn Jahren.

FCKW werden damals seit Jahrzehnten von der Industrie verwendet. Sie sind ungiftig, nicht brennbar, geruchlos und wärmeisolierend. Eingesetzt werden sie als Treibgas in Spraydosen und als Kühlmittel in Klimaanlagen und Kühlschränken. Sie dienen auch zum Aufschäumen von Kunststoffen. Doch bereits 1974 haben die Chemiker Sherwood Rowland  und Mario Molina in Laborversuchen herausgefunden, dass FCKW unter bestimmten Bedingungen Ozon, eine chemische Verbindung aus drei Sauerstoff-Atomen, zerstören können. Das bedeutet: FCKW lösen in der oberen Atmosphäre die Ozonschicht auf, die das Leben auf der Erde vor schädlichen UV-Strahlen der Sonne schützt. Die Reaktionen auf diese Erkenntnis sind halbherzig: Während die USA, Kanada und Schweden wenigstens in Spraydosen FCKW verbieten, wollen die EG-Staaten deren Verwendung lediglich um ein Drittel reduzieren.

Zahl der Hautkrebserkrankungen steigt

1985 entdecken britische Polarforscher ein Ozonloch über der Antarktis. Warum es sich ausgerechnet über dem Südpol befindet, ist zunächst unbekannt. Atmosphärenforscher Paul Josef Crutzen löst später das Rätsel und bekommt dafür 1995 den Nobelpreis für Chemie - zusammen mit Rowland und Molina: "Das hängt mit sehr tiefen Temperaturen zusammen, die dort während des langen Winters entstehen." Eine ähnliche Entwicklung wird auch am Nordpol beobachtet. Für die Forscher ist klar: Die Zahl der Hautkrebserkrankungen wird zunehmen. Daraufhin versammelt die Uno-Umweltorganisation Unep die Politiker an einem Tisch. Zunächst ohne konkrete Ergebnisse. Auch die zweite UN-Konferenz in Genf scheitert am 27. Februar 1987. Erst sieben Monate später einigt sich die Weltgemeinschaft auf ein internationales Schutzabkommen. Das so genannte Montrealer Protokoll tritt schließlich Anfang 1989 in Kraft. FCKW werden weltweit verboten und ihre Produktion schrittweise eingestellt.

Das Ozonloch über der Antarktis wächst dennoch weiter: 2006 war es erstmals so groß wie die USA und Russland zusammen. Der Grund: Die meisten FCKW haben sich in der unteren Atmosphäre angehäuft und sind noch gar nicht in die Stratosphäre durchgedrungen, sagt Forscher Crutzen. Erst nach 2050 könne sich die Ozonschicht vermutlich wieder regenerieren.

Stand: 27.02.07