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Stichtag

1. November 1988 - Goethe-Institut in Peking eröffnet

"Natürlich kennt jeder gebildete chinesische Bürger Goethe, hat den Werther gelesen. Aber was ein Goethe-Institut ist, wusste der Parteivorsitzende Deng Xiaoping nicht", sagt Michael Kahn-Ackermann, Gründungsdirektor des Pekinger Goethe-Instituts.

Im Goethe-Institut wird deutsche Sprache gelehrt und deutsche Kultur vermittelt. Und in den 1980er-Jahren gelten ausländische Kulturvereine als "Speerspitze westlicher Infiltration", sagt Kahn-Ackermann. Die Welt ist noch festgezurrt im Ost-West-Konflikt zwischen Kommunismus und Demokratie. China öffnet sich jedoch einem freieren Wirtschaftssystem. In Peking regiert Deng Xiaoping, der die Nähe zu Deutschland sucht. Daher kann der damalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl ihm ein Versprechen abringen: Deutschland dürfe in Peking ein Goethe-Institut gründen.

Einziges ausländisches Kulturinstitut seiner Art in China

Und das Wort des Partei-Vorsitzenden gilt. Am 1. November 1988 wird das Institut eröffnet – und bleibt bis Ende der 1990er-Jahre das einzige ausländische Kulturinstitut seiner Art in China. "Es war eine bewegende Eröffnung, die zufällig damit zusammenfiel, dass vier Tage zuvor meine Tochter geboren wurde: Ihre Mutter ist Chinesin", erinnert sich Kahn-Ackermann.

Zunächst wird ausschließlich Deutsch gelehrt. Die Sprache ist schwierig für Chinesen, weil sie anders aufgebaut ist. "Es gibt im Chinesischen keinen Konjunktiv, keine wechselnden Endungen, keine Vergangenheitsform", erklärt Michael Kahn-Ackermann.

Das Goethe-Institut ist schon eine wichtige Adresse in Peking, als das Ungeheuerliche geschieht: Im Juni 1989 erschießt die chinesische Armee Demonstranten in der Nähe des Pekinger Platzes des Himmlischen Friedens. Doch das Goethe-Institut bleibt offen – und stellt einige Intellektuelle und Kritiker des Militäreinsatzes zu ihrem Schutz als Bibliotheksgehilfen ein.

Unwissen und Ratlosigkeit gegenüber China

Heute wirbt das Institut mit dem Slogan "Hier kommt Deutsch!" für die deutsche Sprache. Dazu kommen Ausstellungen, Filmreihen und Internetprogramme, über Josef Beuys, Volker Schlöndorff und Richard Wagner. "Das Goethe-Institut war in den 1980er- und 90er-Jahren ein in Deutschland wenig wahrgenommener riesiger Erfolg deutscher Außenpolitik", sagt Michael Kahn-Ackermann.

Allein Sprache und Kultur zu vermitteln, reiche aber nicht mehr aus, findet Gründungsdirektor Michael Kahn-Ackermann. "Wir stehen dem demnächst vermutlich zweitgrößten Land der Welt mit großem Unwissen und Ratlosigkeit gegenüber", sagt er. Wirklich wichtig sei nun der Aufbau eines deutsch-, oder europäisch-chinesischen Jugendwerkes.

Stand: 01.11.2013

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