Rollo Gebhard, Weltumsegler

Stichtag

17. November 1963 - Rollo Gebhard startet Atlantiküberquerung

Er legt tausende Seemeilen zurück und schreibt Segelgeschichte: Rollo Gebhard umrundet den Globus drei Mal. Bei den ersten beiden Weltumsegelungen in den 1960er und 1970er Jahren ist er jahrelang allein unterwegs. 1983 startet er mit seiner damaligen Lebensgefährtin und späteren Ehefrau Angelika Zilcher zu einem acht Jahre dauernden Segel-Trip um die Welt. Da Gebhard jeweils auch eine Kamera an Bord hat, sind seine Reisen zugleich auch Fernseh-Ereignisse.

Geboren wird Gustav Karl-Adolph Paul Eugen Arthur Rollo Gebhard L'Estrange am 7. Juli 1921 in Salzburg. Der Sohn eines reichen Privatgelehrten wächst in Oberbayern, Sachsen, den Niederlanden und der Schweiz auf. Den Vater hält es nirgends lange. "Das sind meine frühsten Kindheitserinnerungen: die Möbelwagen vom Umzug", erinnert sich Gebhard später.

Von Piraten gekapert

Nach seinem Abitur in Dresden 1939 will er Jura studieren, stattdessen beginnt der Zweite Weltkrieg. Als Soldat bekommt er eine Foto-Ausbildung bei der Wehrmacht und wird bei der Luftaufklärung an der Ostfront eingesetzt. Nach Kriegsende arbeitet er in Garmisch-Partenkirchen in einem Fotogeschäft in der Dunkelkammer - bis er als Schauspieler am Theater angestellt wird. Nebenbei eröffnet er einen Plattenladen.

Im Mai 1948 lernt Gebhard seine erste Frau kennen. Als sie an einem Gehirntumor erkrankt, pflegt er sie bis zu ihrem frühen Tod: "Das war das schlimmste Erlebnis meines Lebens." Zuvor haben beide gemeinsam davon geträumt, ein Schiff zu kaufen. Gebhard erfüllt sich diesen Wunsch nun allein. Von Italien aus segelt er in Richtung Tunesien und später - mit dem Ziel Indien - über das Mittelmeer durch den Suez-Kanal ins Rote Meer. Vor der Küste des Jemen wird das Segelboot von Piraten gekapert. Wieder unversehrt zu Hause spart er auf ein neues Boot. Die "Solveig II" ist 5,60 Meter lang und hat eine kleine Kajüte. Am 17. November 1963 startet Gebhard zu seiner ersten Atlantiküberquerung.

"Noch einmal eine Seefahrt"

In einer Rekordzeit von 30 Tagen erreicht er Barbados in den Kleinen Antillen. Seine Leistung wird belohnt: Auf der Insel Antigua, die damals britische Kolonie ist, erhält der Deutsche in seiner Mini-Kabine Besuch von Queen Mum. Sie ist gerade auf Karibikvisite. Schließlich erreicht Gebhard New York mit dem bis dahin kleinsten Boot, das je von Europa aus gestartet ist. Auch die Medien berichten über seine Tour, und er ist Gast in vielen Radio- und Fernsehauftritten. Nur in Deutschland wird er wie ein Hochstapler behandelt. "Die haben mir einfach nicht geglaubt, dass ich mit einem so kleinen Boot die Reise geschafft habe."

Nach den Reisen zeigt er seine Filme zunächst auf Vortragsreisen, bevor sie im Fernsehen laufen. Seine Bücher werden Bestseller. Heute segelt der 92-jährige Gebhard nicht mehr. Er lebt mit seiner zweiten, 30 Jahren jüngeren Frau am Tegernsee und träumt noch immer vom Meer: "Ich wünsche es mir glühend, in diesem Leben noch einmal eine Seefahrt machen zu können."

Stand: 17.11.2013

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