"Als ich hörte, dass River gestorben war, war ich ehrlich gesagt nicht besonders überrascht. Seine Drogenabhängigkeit und alle Probleme, die damit zusammenhingen, waren überall bekannt", erinnert sich der Schauspieler Wil Wheaton. Er hatte River Phoenix bei den Dreharbeiten zu "Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers" Mitte der 1980er-Jahre kennengelernt. Beide spielen darin zwölfjährige Jungen, die die Leiche eines Freundes suchen. River Phoenix schafft mit diesem Film – Kinohit des Jahres 1986 – den Durchbruch in Hollywood.
Von einem Casting zum nächsten
Der damals 16-jährige Phoenix ist das Kind von Aussteigern. Im Beisein der gesamten Landkommune kommt er am 23. August 1970 in einer Blockhütte in Oregon zur Welt. Jahrelang reisen die Hippie-Eltern als Missionare der Sekte Children of God, Kinder Gottes, durch Mittel- und Südamerika. Mitte der 1970er-Jahre sagen sie sich los, River und seine Familie leben verarmt in einer Holzhütte am Strand in Venezuela.
1977 kehren sie zurück in die USA. Die Kinder treten bei Talentwettbewerben und auf Jahrmärkten auf. Rivers Mutter schreibt an die Nachwuchsabteilung von Paramount Pictures in Hollywood – und bekommt Antwort: "Wir würden uns freuen, Ihre Kinder kennen zu lernen. Sollten Sie mal in Kalifornien sein, kommen Sie unbedingt bei uns vorbei, aber reisen Sie nicht extra an."
Den ersten Teil dieses Standardbriefs nimmt die Mutter wörtlich. Die Familie zieht Ende der 1970er-Jahre von Florida nach Hollywood. Die Mutter schleppt River von einem Casting zum nächsten. "Fernsehen. Werbung. So fing es an. Und später kamen dann die ersten Castings für den Film", sagt River Phoenix später.
Phoenix verdient Geld für die ganze Familie
Schauspielunterricht bekommt er nie: River gilt als Naturtalent. Regisseur Peter Bogdanovich, mit dem er 1992 "The Thing called love" dreht, erinnert sich: "River war ein Schauspieler, der völlig in seine Rolle eingetaucht und darin auch geblieben ist. Von Anfang bis zum Ende."
Nach "Stand by Me" folgen erfolgreiche Filme wie "Mosquito Coast", in dem er den Filmsohn von Harrison Ford spielt oder "Little Nikita" mit Sidney Poitier. Er ist Danny Pope in "Running On Empty – Die Flucht ins Ungewisse", für dessen Rolle er 1989 als bester Nebendarsteller für den Oscar nominiert wird. Mittlerweile verdient er Geld für die ganze Familie. Aus dem Kinderstar ist ein Teenie-Idol geworden. "River wusste, dass ein großer Teil des Schauspielgeschäfts und Hollywoods darin bestand, diese Öffentlichkeit einfach anzunehmen. Aber er hasste das", sagt sein Schauspielkollege Wil Wheaton.
Die Karriere endet abrupt in einer Halloween-Nacht
Bei den Dreharbeiten zu "My own private Idaho" mit Keanu Reeves soll er sich zum ersten Mal Heroin gespritzt haben. Das ewige Kind, wie ihn Journalisten immer wieder nennen, wird drogenabhängig – auch wenn seine Familie das bis heute bestreitet. Sein letzter Film ist "Dark Blood" von George Sluizer, ein unvollendeter Film. River Phoenix stirbt während der Dreharbeiten, viele Schlüsselszenen können nicht mehr gedreht werden. Die Karriere, die so glänzend begann, endet abrupt in der Halloween-Nacht vom 31. Oktober 1993. Auf dem Bürgersteig vor dem Nachtclub Viper Room in Los Angeles stirbt der Schauspieler mit nur 23 Jahren – an einer Überdosis Kokain und Heroin.
Stand: 31.10.2013
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