Stichtag

4. Juni 1738 - Geburt des britischen Königs Georg III.

Sechs Jahrzehnte, so lang wie kein britischer Monarch vor ihm, herrscht Georg III. über ein Reich mit Kolonien und Stützpunkten rund um den Globus. Er ist Großbritanniens dritter König aus dem Hannoveraner Welfen-Haus, jedoch der erste, der in England geboren wurde und dessen Muttersprache Englisch ist. Im Gegensatz zu seinen als "Deutsche" verachteten Vorgängern wird Georg III. von seinem Volk als einer der ihren anerkannt.

Da sein Vater schon 1751 starb, ohne jemals den Thron bestiegen zu haben, wird Georg im Oktober 1760 mit 22 Jahren Nachfolger seines Großvater Georg II. Trotz umfassender wissenschaftlicher Ausbildung zeigt er wenig intellektuelle Begabung. Er ist bodenständig und fromm, begnügt sich mit bescheidener Hofhaltung und bleibt seiner Frau ein Leben lang treu, ohne je Mätressen zu haben. Dafür lieben ihn seine Untertanen und geben ihm den Spitznamen "Farmer George" (Bauer Georg).

Verfehlte Politik in den Kolonien

Von Beginn an kämpft Georg III. gegen das korrupte Parlament der Whig-Partei, um die von seinen Vorgängern verspielte Macht wiederzuerlangen. Absolutistische Ansprüche wie bei Frankreichs Herrschern sind ihm aber fremd. Aus Sorge vor einem Staatsbankrott zieht Georg sein Land 1762 aus dem Siebenjährigen Krieg zurück. Mit der Eroberung Kanadas von den Franzosen hatten die Briten ein wesentliches Kriegsziel erreicht, doch nun wird der Expansionsdrang der englischen Siedler in den amerikanischen Kolonien für die Krone zum Finanzproblem.

Wegen der hohen Kosten für den Schutz der Kolonien proklamiert Georg III. eine Siedlungsgrenze im Westen Amerikas und provoziert damit eine antibritische Haltung unter den bislang loyalen Kolonisten. Als das Parlament 1765 zur Finanzierung des Militärs eine Stempelsteuer (Stamp Act) auf alle Druckerzeugnisse in Übersee erlässt, eskaliert der Konflikt. Das Parlament nimmt die Stempelsteuer zwar zurück, belegt die Siedler aber im Namen des Königs mit immer neuen Zöllen und Steuern. Dies führt nach einem Jahr Krieg zwischen Siedlern und Mutterland 1776 zur Unabhängigkeitserklärung der 13 britischen Kolonien in Amerika.

Absturz in den Wahnsinn

"Ich weiß, dass ich meine Pflicht erfülle und ich kann daher einen Rückzug niemals wünschen", dekretiert Georg III. Mit aller Macht versucht er, die Rebellion zu brechen, doch gegen den Freiheitsdrang der Siedler haben seine Truppen keine Chance. 1783 muss er mit dem Frieden von Paris den Verlust der einstigen Kolonien endgültig anerkennen. Als sechs Jahre später in Frankreich die Revolution ausbricht, ist Georg III. wegen einer beginnenden Geisteskrankheit bereits regierungsunfähig. Zunächst erholt er sich noch einmal von der Umnachtung, die als Porphyrie diagnostiziert und – so der neueste Forschungsstand – durch Arsen in Kosmetika und Arzneien ausgelöst wurde.

Die fortschreitende Demenz Georgs III. löst eine Verfassungskrise aus. In seinen klaren Phasen weigert sich der König vehement, seinem als Herrscher ungeeigneten Sohn Georg die Regentschaft zu übertragen. Als der Monarch aber 1810 endgültig dem Wahnsinn verfällt, bestimmt das Parlament den verschwendungssüchtigen Georg IV. zum Prinzregenten. Während sich der eitle Dandy wie vom Vater befürchtet als Fehlbesetzung erweist, dämmert der irrsinnige König blind und taub dahin. Von den Briten verehrt, in Amerika als Tyrann gehasst, stirbt Georg III. am 29. Januar 1820 in Windsor Castle.   

Stand: 04.06.2013

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