Gegner unterstellen ihm "die Umgänglichkeit einer Viper". Von seinen Angestellten wird er als Despot gefürchtet und doch abgöttisch verehrt. Rennfahrer Niki Lauda, der fast in einem Ferrari verbrannt wäre, beschreibt ihn als "unglaubliche Persönlichkeit, als Mensch mit unheimlicher Ausstrahlung und einem Riesenherz im Grund seines strengen Auftretens". Enzo Ferrari, der erfolgreichste Rennstall-Chef aller Zeiten, ist bereits zu Lebzeiten ein Mythos.
Viele Legenden ranken sich um den Mann, von dessen Charisma sowohl die berühmteste Sportwagenschmiede Italiens wie auch der Formel-1-Zirkus bis heute profitieren. Das beginnt schon mit Enzo Ferraris Geburt. Eigentlich soll der Sohn eines Schlossereibesitzers aus Modena nämlich am 18. Februar 1898 zur Welt gekommen sein. Wegen eines Schneetreibens, so heißt es, konnten die Eltern die Geburt des Kindes aber erst zwei Tage später anmelden.
Früher Tod des geliebten Sohnes
Von kleinauf ist Enzo von schnellen Wagen fasziniert, "weil ich in einer Werkstatt geboren wurde und mein Vater sich schon immer für Autos interessiert hat." Mit 20 Jahren fährt er sein erstes Rennen und wird kurz darauf von Alfa Romeo als Fahrer engagiert. 1929 übernimmt Enzo Ferrari die Rennabteilung von Alfa Romeo, nennt sie "Scuderia Ferrari" und engagiert die besten Fahrer und Ingenieure Italiens. Zehn Jahre später kommt es zum Krach mit Alfa Romeo; Ferrari macht sich mit der Scuderia selbständig. 1943 verlegt er die Firma von Modena nach Maranello, wo sie bis heute ansässig ist.
1948 nimmt erstmals ein rot lackierter Ferrari mit dem springenden Pferd als Signet an einem Grand-Prix-Rennen teil. Im Jahr darauf kann Enzo Ferrari den ersten Sieg in Le Mans und 1952 den ersten WM-Titel feiern. Seinen geliebten Sohn Dino baut er zum Nachfolger als Chef der Rennabteilung auf. Doch 1956 stirbt Dino mit nur 24 Jahren an Muskeldystrophie. Ein Verlust, den Enzo nie verwinden kann und der den Sonderling noch mehr in einen tyrannischen Egozentriker verwandelt. Von seiner Frau Laura, die er 1923 geheiratet hatte, lebt Ferrari schon lange getrennt. Nun bleibt ihm nur noch sein Sohn Piero, den seine Geliebte Lina Lardi 1945 geboren hat.
Fiat steigt bei Ferrari ein
Rücksichtslos treibt Enzo Ferrari Mitarbeiter und Rennfahrer zu Höchstleitungen an. Selbst tödliche Unfälle von ihm hochgeschätzter Piloten wie Alberto Ascari oder Wolfgang Graf Berghe von Trips können den erfolgsversessenen Ferrari nicht bremsen. Obwohl seine "roten Renner" von Sieg zu Sieg rasen, gerät der sich immer mehr in die Isolation zurückziehende Firmenchef in finanzielle Nöte. 1960 wandelt Ferrari die Scuderia in eine Aktiengesellschaft um und verkauft bis 1969 die Hälfte des Unternehmens an Fiat. Schwer krank gibt der ehrfürchtig "Commendatore" genannte Ferrari 1977 die Unternehmensführung ab. Aus dem Hintergrund zieht er aber weiter die Fäden in der Rennabteilung.
Nach dem Formel-1-Sieg 1979 durch Jody Scheckter reißt Ferraris Erfolgssträhne. Bis dahin konnte der Rennstall insgesamt neun Fahrer- und acht Konstrukteurs-Weltmeisterschaften gewinnen. Mit der Verpflichtung des britischen Konstrukteurs John Barnard und des österreichischen Fahrers Gerhard Berger versucht Ferrari 1986, wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Doch die folgende große Ferrari-Ära, gekrönt von Michael Schumachers fünf WM-Titeln, erlebt der greise und fast blinde Patriarch nicht mehr. Nach wochenlangem Todeskampf stirbt Enzo Ferrari am 14. August 1988 in Modena.
Stand: 20.02.2013
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