Niemand kann ihn und seinen 850 PS starken Ferrari stoppen. Die Formel-1-Saison 2002 wird von Michael Schumacher dominiert, sieben Rennen hat er bereits gewonnen. Beim großen Preis von Frankreich in Magny-Cours sind Williams-Fahrer Juan Pablo Montoya und der McLaren-Pilot Kimi Räikkönen seine härtesten Konkurrenten. Schumacher fährt über die weiße Linie, die aus Sicherheitsgründen den Boxenausgang von der Strecke trennt. Zur Strafe muss er in der nächsten Runde noch einmal durch die Boxengasse fahren. Räikkönen liegt jetzt vorn. Durch eine Öllache kommt er jedoch von der Ideallinie ab und Schumacher zieht viereinhalb Runden vor Schluss an ihm vorbei. Die Ferrari-Mechaniker springen fast über die Boxenmauer. Michael Schumacher reckt die Faust nach oben und schüttelt seinen Ferrari mit schnellen Lenkbewegungen auf Zickzack-Kurs richtig durch. Am 21. Juli 2002 holt Schumacher seinen achten Saisonsieg - und bereits sechs Rennen vor Saisonende die Weltmeisterschaft. Noch nie hat sich ein Formel-1-Pilot so früh den Titel gesichert.
Vom Go-Kart-Tester zum Rennfahrer
Michael Schumachers Karriere beginnt in seiner Heimatstadt Kerpen. "Mein Vater hat nebenbei, nach seinen normalen Arbeitszeiten als Maurer, die Zeit genutzt, um sich noch ein paar Mark dazu zu verdienen auf der Kart-Bahn: Alte, im Prinzip vergammelte Go-Karts wieder herzurichten, aufzumöbeln und dann zu vermieten", erinnert sich Schumacher. Die Mutter führt den Imbiss und auch Michael testet die Go-Karts. Bald gibt es für ihn nichts anderes mehr als Kartfahren: "Die Kartbahn ist für mich gleichbedeutend mit Zuhause." Mit 14 Jahren wird Schumacher Klubmeister; einige Jahre später beschließt er, das Rennfahren zum Beruf zu machen. Er sagt: "Wenn man den Rennsport betreibt, dann hat, glaube ich, jeder den gleichen Traum: nämlich bald in der Formel 1 zu sitzen. Und das war auch mein Traum."
Immer wieder Weltmeister
1991 ist es soweit. Vor seinem ersten Rennen übernachtet er in einer Jugendherberge. Drei Jahre später wird er zum ersten Mal Weltmeister und wieder 1995, 2000 und 2001. Doch Schumacher ist ein Idol mit Imageproblem. Für seine Fans ist er ein überlebensgroßes Talent: mutig bis zur Selbstaufgabe, extrem fleißig, ehrgeizig, durchsetzungsstark. Seine Gegner sehen in ihm einen unpersönlichen Technokraten, gar eine Maschine. Er verhalte sich bisweilen unfair, übersehe Rennflaggen und ramme Konkurrenten rücksichtslos von der Strecke.
Ist Schumacher der neue Juan Manuel Fangio?
Mit seinem fünften WM-Titel zieht Schumacher mit dem Rekord des Rennfahrers Juan Manuel Fangio gleich. Der Argentinier prägte die Anfangsjahre der Formel 1 und bestieg zwischen 1951 und 1957 fünfmal den Weltmeisterthron. Mit Fangio, der bis heute als einer der besten Rennfahrer der Welt gilt, mag sich Michael Schumacher nicht vergleichen: "Weil der Mann in meinen Augen so viel mehr erreicht hat zu seiner Zeit, als ich dass je erreichen könnte. Man muss sich den Sport von damals vorstellen: Der Mann hat kämpfen müssen, ohne viele Jungs im Hintergrund, die die Technik so beeinflussen." 2003 und 2004 wiederholt Michael Schumacher seinen Triumph und wird abermals Weltmeister.
Stand: 21.07.2012
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