Daniel Freeman will nicht bis zum Morgen warten. Noch in der Silvesternacht 1862/1863 stellt er seinen Antrag: Der Sheriff hat sich bereit erklärt, zu nachtschlafender Zeit sein Büro aufzuschließen. Grund ist ein rund 65 Fußballfelder großer Flecken Land in Nebraska, den Freeman für sich, seine Frau und seine acht Kinder mit Pflöcken abgesteckt hat - und der er nun in Besitz nehmen will.
Denn zu Neujahr 1863 pünktlich um null Uhr tritt in den USA der "Homestead Act" - das Heimstättengesetz - in Kraft, das es jedem Farmer erlaubt, ein von ihm umzäuntes Gebiet von etwa 65 Hektar für sich in Anspruch zu nehmen. Voraussetzung ist, dass der neue Besitzer das Land fünf Jahre lang bewirtschaftet und eine Hütte darauf errichtet – und dass er eine Besitzurkunde vorweisen kann.
Urkunde Nummer eins, die Daniel Freeman als ersten aller "Homesteaders" ausweist, wird heute in dem auf seinem ehemaligen Land errichteten Museum gezeigt.
Besiedlung trotz Dürre
US-Präsident Abraham Lincoln unterschreibt das Heimstättengesetz am 20. Mai 1862 mitten im Bürgerkrieg. Zuvor haben sich die Südstaaten erfolgreich gegen die Besiedelung des Westens gewehrt. Jetzt sind die Südstaaten aus der Union ausgetreten und Lincoln hat freie Hand.
Den Verfechtern des Heimstättengesetzes geht es auch um die Urbarmachung der bis dahin als unbewohnbar geltenden "Great Plains", der weiten Ebenen im mittleren Westen. Dieses Land soll mit Migranten besiedelt werden. Bekanntlich gelingt der Plan – trotz Präriefeuern, Wasserknappheit und den für die Region östlich der Rocky Mountains typischen Dürreperioden, die die Ernten vernichten.
Unbewohnt ist das Land natürlich auch vorher nicht. Es gibt Indianer und "Squater" genannte und lange geduldete Landbesetzer, die jetzt vertrieben werden. Und es gibt Großgrundbesitzer, die ihre Cowboys dazu bringen, Land abzustecken, um es ihnen nach der Fünfjahresfrist zu übertragen. Auch sie machen den Farmern das Leben schwer, indem sie ihre Herden rücksichtslos auf fremdem Terrain grasen lassen.
Hütte auf Bütten
Auch Daniel Freeman wird bald Großgrundbesitzer. Denn er ist eigentlich gar kein Farmer, sondern vermögender Arzt. Nach kurzer Zeit findet er, nicht ganz legal, einen Pächter für sein Land, gewinnt neues Land dazu und verpachtet es wieder. Außerdem wird er Sheriff und Friedensrichter – und strickt an seiner Siedler-Legende. Dazu gehört auch sein Briefpapier: bedruckt mit seiner primitiven "Homestaeder"-Hütte.
Stand: 20.05.2012
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