Kurz vor seinem 70. Geburtstag dreht Yves Montand den Film "IP 5 – Insel der Dickhäuter". In dem märchenhaften Roadmovie spielt er einen alten Sonderling, der zwei jungen Streunern die Augen für die Wunder der Natur eröffnet, bevor er an einem Herzinfarkt stirbt. Als alle Szenen im abgedreht sind, wird dem Schauspieler plötzlich übel.
"Es war die allerletzte Nacht", wird sich Regisseur Jean-Jacques Beineix später erinnern. "Wir mussten einige Szenen nachdrehen. Er beendete, was er zu tun hatte, und dann ist er einfach gestorben." Fast klingt es, als habe sich Montand mit seiner letzten Rolle allzu sehr identifiziert: Der Schauspieler stirbt am 9. November 1991 im Krankenhaus von Senlis an den Folgen eines Herzinfarkts.
Der italienische Franzose
Geboren wird Montand 1921 als Ivo Livi im italienischen Dorf Monsummano. Sein Vater ist ein armer Landarbeiter, der 1924 wegen seines Engagements für die Kommunistische Partei vor Mussolinis Schwarzhemden nach Marseille flieht. Vier Monate später holt er seine Frau und die drei Kinder nach und versucht, die Familie mit einer kleinen, schlecht gehenden Besenfabrik durchzubringen. Ivo ist elf Jahre alt, als er von der Schule genommen wird, um als Arbeiter einer Nudelfabrik mitzuverdienen.
Mit 14 Jahren wird Ivo Laufbursche im Friseurladen seiner Schwester. Zu dieser Zeit schwärmt er für die Stars von Hollywood. Als er sich drei Jahre später einem Impresario vorstellt, schickt dieser ihn mit selbst bemaltem Hut als singenden Cowboy ins Marseiller "Alcazar". Hier nennt er sich Yves Montand und feiert erste Erfolge, bevor er in den Music-Halls von Paris seine erste Liebe Edith Piaf kennenlernt. Sie verschafft ihm anspruchsvolle Chansons – und lässt ihn fallen, als er als "Stimme Frankreichs" aus ihrem Schatten zu treten droht.
Die Liebe seines Lebens
Der Durchbruch als Schauspieler gelingt Montand 1953 im Film "Lohn der Angst". Da hat er bereits zahlreiche Welthits wie "Les feuilles mortes" gesungen und mit Simone Signoret seine große Liebe kennen gelernt. 36 Jahre bleibt das Paar zusammen, was vor allem der Toleranz geschuldet ist, mit der Signoret seine Affären – zum Beispiel mit Marilyn Monroe während der gemeinsamen Dreharbeiten von "Machen wir’s in Liebe" 1959 – erträgt.
Mit Signoret engagiert sich Montand auch politisch, gegen Rassismus, Kolonialismus oder Kriege. 1950 unterschreiben beide den Stockholmer Appell gegen Kernwaffen. Montands Engagement spiegelt sich auch im Kino wider: 1969 spielt er in Constantin Costa-Gavras' Film "Z", eine düstre Parabel auf die Unmenschlichkeit der griechischen Militärdiktatur.
1985 stirbt Signoret an Krebs. Montand ist am Boden zerstört, tröstet sich aber schnell mit seiner jungen Freundin Carole Amiel, die er 1988 heiratet. Bald darauf wird ihr Sohn Valentin geboren. Lange aber währt das Vaterglück nicht: Als Montand an einem Herzinfarkt stirbt, ist Valentin gerade einmal drei Jahre alt.
Stand: 09.11.2011
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