"Der Medicus", "Der Schamane", "Der Katalane" - die Bücher von Noah Gordon werden millionenfach verkauft. Ein Rezept, wie man einen Bestseller schreibt, habe er jedoch nicht, sagt der amerikanische Erfolgsautor. "Das beste Buch schreibt man, wenn man seinen Beruf ernst nimmt." Gordon arbeitet nach einem strengen Stundenplan: "Ich stehe sehr früh auf, gehe in mein Arbeitszimmer über meiner Garage und schreibe bis zum Frühstück." Danach gehe es weiter bis mindestens zwölf oder 13 Uhr. "Und wenn mich die Muse küsst, mache ich einen langen Tag daraus", sagt Gordon, der täglich fünf Seiten schreibt und vorher für jedes Buch monatelang recherchiert. Gordon freut sich, wenn er Menschen durch sein Schreiben dazu bringen kann, "das Wesentliche in ihrem Leben zu erkennen".
Als Medizinjournalist begonnen
Geboren wird Noah Gordon am 11. November 1926 in Worcester im US-Bundesstaat Massachusetts als Sohn einer jüdischen Einwandererfamilie. Sein Vater stammt aus Weißrussland und betreibt eine Künstlerpension. Die Eltern wollen, dass Noah Arzt wird. Doch sein Wunsch zu schreiben ist stärker. Er studiert Zeitungswissenschaften und Anglistik, 1950 macht er einen Bachelor in Naturwissenschaften. Danach wird Gordon Wissenschaftsjournalist bei der Tageszeitung "Boston Herald", Fachgebiet Medizin. Mitte der 60er Jahre setzt er alles auf eine Karte: Er kündigt und konzentriert sich auf seinen ersten Roman: "Der Rabbi". Gordon thematisiert darin Konflikte zwischen Juden und Christen, indem er die Geschichte eines Mannes erzählt, der Rabbiner wird.
Zum Bestseller-Autor wird Gordon mit den Romanen "Der Medicus", "Der Schamane" und "Die Erben des Medicus", die als Trilogie angelegt sind und in der Bundesrepublik ab Mitte der 80er Jahre erscheinen. Gordon erzählt darin die Geschichte der Coles, einer schottischen Medizinerfamilie, vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Die Mischung aus Faktenwissen und spannenden Geschichten bringt ihm in Deutschland die Bezeichnung "amerikanischer Simmel" ein.
Interesse für die Chirurgie
Um mehr Hintergrundwissen zu bekommen, lässt sich Gordon zum chirurgischen Techniker ausbilden. "Als Journalist", so seine Begründung, "hätte ich die wirklich interessanten Geschichten nicht erfahren." Aber als Mitarbeiter sei er von Ärzten und Schwestern akzeptiert worden und habe so einen Blick hinter die Kulissen werfen können. Nach einer weiteren Ausbildung zum medizinisch-technischen Assistenten arbeitet er für einen chirurgischen Notdienst. Viele Vorkommnisse in Gordons Romanen basieren auf diesen Erfahrungen.
2010 erscheint Gordons achter Roman "Der Medicus von Saragossa" auf Deutsch. Derzeit arbeitet der Schriftsteller, der in Boston lebt, an einem Drehbuch zum "Medicus". Seine Suche nach Geschichten ist nach wie vor ungebrochen: "In Wahrheit schreibe ich immer, um den Bücherhunger jenes Jungen zu stillen, der ich einmal war."
Stand: 11.11.2011
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