Stichtag

02. Oktober 2009 - Vor 10 Jahren: Bestseller-Autor Heinz G. Konsalik stirbt

In den fünfziger Jahren lebt Heinz G. Konsalik mit Frau, zwei Töchtern und seiner Monica im sauerländischen Attendorn. Monica gilt seine Leidenschaft, mit ihr verbringt er mehr Zeit als mit der Familie. Wenn er mit Monica zusammen ist, darf niemand ihn stören. Monica ist Konsaliks Schreibmaschine. Bis zum Schluss wird er ihr treu bleiben, das Flimmern des Computers lehnt er ab. Monika entlockt Konsalik die zärtlichsten, aber auch die schrecklichsten Sätze. "Er zog sie an sich, drückte sie ins hohe Gras und verhinderte jeglichen Einwand, indem er sie küsste, küsste, wie er noch nie eine Frau geküsst hatte", lautet so ein Satz. "Ich lag in meinem Loch, meine silbernen Litzen leuchteten, ich hatte Angst, hundsgemeine Angst" ein anderer.

Geboren wird Konsalik als Heinz Günther 1921 in Köln. Schon mit zehn Jahren schreibt er erste Indianergeschichten, sechs Jahre später bringt er Erzählungen in Kölner Zeitungen unter. Ab 1939 ist er für die Gestapo tätig. Im Zweiten Weltkrieg wird er Kriegsberichterstatter in Frankreich und kommt als Soldat an die Ostfront. Zunächst will Konsalik Arzt werden, das Medizinstudium bricht er jedoch ab. Trotzdem wird sich sein Interesse in vielen seiner Bücher widerspiegeln, vor allem in den zahlreichen Operationsszenen, für die der Autor sorgfältig recherchiert. Nach dem Krieg schlägt sich Konsalik als Journalist durch. Erst die Heirat mit einer Lehrerin 1948 gibt ihm die finanzielle Unabhängigkeit, ganz als Schriftsteller zu leben.Mit dem Roman "Der Arzt von Stalingrad", der die Kriegserlebnisse des Chirurgen Ottmar Kohler als Basis hat, gelingt Konsalik 1956 der Durchbruch. Zwei Jahre später wird das Buch, in dem laut Kritikermeinung allzu klischeehaft gute Deutsche gegen primitive Russen kämpfen, verfilmt. Sein Werk veröffentlicht Konsalik unter dem Mädchennamen seiner bulgarischen Mutter. 155 Romane sind es am Ende, Arzt-, Kriegs- und Liebesromane allesamt, die zu einem Gutteil im fernen Russland spielen und mit leidenschaftlichen Frauen bestückt sind, deren Seele tiefer ist als der Baikalsee. Übersetzt werden sie in 42 Sprachen, selbst ins Isländische. Fünf Bücher im Jahr sind Durchschnitt, 1973 bringt er es gar auf elf. "Ich verliere langsam selbst den Überblick", sagt er einmal.

Von der Literaturkritik werden Konsaliks Romane als verkitscht und pathetisch abgetan. Das Publikum indes liebt seine "Märchen für Erwachsene". An manchen Tagen wandern 8.000 "Konsaliks" über die Ladentische. Konsalik stirbt am 2. Oktober 1999, wegen schlechter Finanzberater hochverschuldet, in Salzburg an einem Schlaganfall. Mit 83 Millionen verkauften Büchern ist er der meistgelesene deutsche Autor der Nachkriegszeit.

Stand: 02.10.09