Max Frisch mit Zigarre in der Hand

Stichpunkt

15. Mai 1911 - Max Frisch wird geboren

Eigentlich wird Max Frisch nicht am 15. Mai 1911, sondern erst 21 Jahre später geboren. So jedenfalls hat es Frischs Biograf Julian Schütt einmal beschrieben: "Es war am 29. März 1932, gegen halb drei nachmittags", schreibt Schütt: "Um diese Stunde starb sein Vater." Tatsächlich setzt auch Frisch den frühen Tod des Vaters, eines Architekten, neben der "Erfahrung der praktischen Armut" und der Beziehung zur Mutter selbst auf eine "Liste der Dankbarkeiten": vor allem deshalb, weil er nur Spott für die dichterischen Pläne seines Sohnes übrig hat und eine akademische Laufbahn von ihm verlangt. Der erste Text entsteht wenige Tage nach dessen Tod. Der Autor Max Frisch ist neu geboren.

Bauen und Schreiben

Zur Welt kommt Frisch in Zürich. Er wird in einfachen Verhältnissen groß. Schon zu Schulzeiten schreibt er erste Theaterstücke, die er aber später nach mehreren Auslandsaufenthalten vernichtet. Dem Wunsch des Vaters folgend, schreibt Frisch sich 1930 an der Universität - für Germanistik - ein. Nach dessen Tod verdingt er sich als Journalist, um die Familie zu ernähren. Danach beginnt er ein Architekturstudium. Ein 1943 von ihm gestaltetes, preisgekröntes Schwimmbad in Zürich steht inzwischen unter Denkmalschutz.
Der Direktor des Schweizer Schauspielhauses Kurt Hirschfeld animiert Frisch dazu, Theaterstücke zu verfassen; 1946 wird das Stück "Santa Cruz" uraufgeführt. Durch seineTheaterarbeit lernt er Bertolt Brecht und Friedrich Dürrenmatt kennen. Einer seiner wichtigen Förderer wird der Verleger Peter Suhrkamp. 1955 beschließt Frisch, ausschließlich vom Schreiben zu leben. In der Folge entstehen Romane wie "Stiller" (1954), "Homo Faber" (1957) und "Mein Name sei Gantenbein" (1964). Diese gehören ebenso wie die Dramen "Biedermann und die Brandstifter"(1958) und "Andorra" (1961) sowie die literarisch ausgefeilten Tagebücher zu den Klassikern der Schweizer Nachkriegsliteratur.

Architektur des Ich

In seinem zeitkritischen Werk thematisiert Frisch immer wieder die Selbstentfremdung des Einzelnen und das Ringen um Identität in einer ebenso entfremdeten Welt. Der Einleitungssatz des Romans "Stiller" ("Ich bin nicht Stiller") steht für diese literarische Suche nach Lebensentwürfen ebenso programmatisch wie der Titel des Dramas "Biographie. Ein Spiel" (1967).


Nachdem Ingeborg Bachmann einen Heiratsantrag Frischs abgelehnt hatte, heiratet der Autor 1968 in zweiter Ehe die 28 Jahre jüngere Studentin Marianne Oellers, die ihn auf seinen zahlreichen Reisen begleitet. Die Ehe wird 1979 geschieden. In dieser Zeit häufen sich gesundheitliche Probleme; Themen wie Tod und Vergänglichkeit rücken immer mehr in Frischs Fokus. Max Frisch stirbt 1991 kurz vor seinem 80. Geburtstag in Zürich.

Stand: 15.05.2011

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