25. Dezember 1961 – Zweites Vatikanisches Konzil einberufen

Stand: 25.12.2016, 00:00 Uhr

Eigentlich hat sich die Kurie den 77-jährigen, kränkelnden Kardinal Angelo Guiseppe Roncalli bei seiner Wahl zum Nachfolger von Pius XII. 1958 als eine Art Übergangspapst gedacht. Dann aber fasst der als volksnah und bescheiden geltende Roncalli zum Entsetzen der konservativen Kirchenkräfte eine Entscheidung, die die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttert.

Anfang 1959 verkündet Johannes XXIII. seinen Plan, ein Konzil zur Reform der Kirche einzuberufen. Dort, wo bei päpstlichen Reden sonst zumindest höflicher Applaus zum Pflichtprogramm gehört, herrscht laut Auskunft des anwesenden Wiener Weihbischofs Helmut Krätzl "eindrucksvolles, andächtiges Schweigen".

"Von heute" werden

Am 25. Dezember 1961 beruft Johannes XXIII. rund 3.000 Konzilsväter der gesamten Ökumene zum Zweiten Vatikanischen Konzil nach Rom, erstmals auch aus Übersee und Fernost. Ein knappes Jahr später ziehen die Kirchenmänner feierlich über den Petersplatz zum Hauptportal der Basilika. Es dauert fünf Stunden, bis alle Platz genommen haben und Johannes XXIII. auf Latein seine Konzilsbotschaft verkünden kann.

Zur Zeit des Konzils ist die katholische Kirche ein streng hierarchisch gegliedertes Unternehmen auf der Grundlage einer offiziellen Theologie, welche fast alle modernen Ideen von Religionsfreiheit bis Frauenemanzipation ablehnt. Laut dem von Johannes XXIII. gewählten Motto soll die Kirche durch das Konzil "aggiornamento" – "von heute" werden.

Die konservative Kurie hofft, dass das ganze Spektakel in zwei Wochen über die Bühne geht. Tatsächlich wird das Zweite Vatikanische Konzil drei Jahre dauern. Johannes XXIII. stirbt bereits acht Monate nach der Eröffnung. Sein Nachfolger Paul VI. führt den Vorsitz in seinem Sinne weiter.

Bekenntnis zur Demokratie

Insgesamt haben die Konzilsväter über 2.500 Themenanträge zu entscheiden. Die letztlich 16 Konzilsschriften werden von den Bischöfen mit überwältigender Mehrheit angenommen. Das Zweite Vatikanische Konzil holt den Priester vom Sockel auf Menschenhöhe, das gemeine Volk darf ihm bei der nunmehr volkssprachlichen Liturgie in die Augen schauen.

Zudem anerkennt die Kurie die Trennung von Staat und Kirche sowie erstmals ausdrücklich Demokratie, Meinungs- und Religionsfreiheit. Die Bibel steht wieder im Zentrum des Glaubens, der Antisemitismus, der den Juden eine Erbschuld am Tode Christi zusprach, hat ein Ende. Die katholische Kirche, die sich zudem der evangelischen wieder annähert, bekennt sich erstmals zur Mitschuld am Genozid an Millionen Juden.

Aber er gibt auch erklärte Feinde des Konzils. Dazu gehört der französische Erzbischof Marcel Lefebvre. Er will nach eigener Aussage "weiterführen, was die Päpste vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil gelehrt und getan haben". Dafür gründet er eigene Priesterseminare und die sogenannte Piusbrüderschaft. Lefebvre wird 1976 von Paul VI. suspendiert, die von ihm geweihten Bischöfe unter Johannes II. 1988 exkommuniziert.

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