Zeche Erin in der Nacht in Castrop Rauxel

30. Oktober 1885 - Todestag des Industriellen William T. Mulvany

Stand: 30.10.2020, 00:00 Uhr

Gelsenkirchen im März 1855: Auf einer grünen Wiese in der Nähe des damals 600 Seelen zählenden Bauerndorfs steht eine Reihe gut gekleideter Herren, darunter Ingenieure und Investoren. Etwas abseits wartet eine größere Anzahl aus den Kohlerevieren Nordenglands importierter Kumpel auf den Spatenstich zu einer Zechengründung.

Dann tritt Organisator und Gastgeber William Thomas Mulvany auf den Plan. Als Erinnerung an seine Heimat benennt er das Bergwerk nach dem lateinischen Namen für Irland: Hibernia. Die Gelsenkirchener Bauern ahnen wohl nicht, dass das ein Meilenstein bei der Industrialisierung des Ruhrgebiets ist.

William T. Mulvany, Industriepionier (Todestag 30.10.1885)

WDR 2 Stichtag 30.10.2020 04:06 Min. Verfügbar bis 28.10.2030 WDR 2


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Der Ruhrpott wird ein bisschen britisch

Geboren wird Mulvany 1806 in der Nähe von Dublin. Als Landvermesser ist er für den Bau von Kanälen zur Trockenlegung der Sümpfe Irlands zuständig. Als die unter den Kartoffeln wütende Kraut- und Knollenfäule eine mehrjährige Hungersnot verursacht, wird das Projekt eingestellt und Mulvany entlassen. Er wandert nach Westfalen aus, wechselt das Ingenieurs-Metier und besucht 1854 auf der Suche nach unterirdischen Kohlefeldern erstmals das Ruhrgebiet. Er wird fündig – und steigt selbst als Manager ins Geschäft ein.

Beim Ruhr-Kohleabbau setzt Mulvany auf das in England bereits bewährte "Tubbing-Verfahren" mit einem in die Tiefe gehenden Schacht und einem schmalen Förderband. Nach Hibernia gründet er in Herne mit dem Kapital seiner Geldgeber die Zeche Shamrock und in Castrop-Rauxel Erin. Dort kauft er zudem riesige Ländereien auf. Und er baut für die englischen Bergleute und Ingenieure neben einer Kirche auch anglikanische Kapellen und Missionen: Rund 50 sollen es zeitweise gewesen sein.

Über 40 Denkschriften

Aber auch Mulvany zweite Karriere im Ruhrgebiet dauert nicht ewig. Als er Kohle aus dem Ruhrpott auf eine unwirtschaftliche Tour nach Südamerika verschifft, wird er 1864 von seinen Investoren vor die Tür gesetzt. 1866 gründet er mit der Preußischen Bergbau- und Hütten-AG seine eigene Firma. Elf Jahre später sorgt eine Wirtschaftskrise auch dort für das frühe Aus. Trotzdem wird der inzwischen auch schwerhörige Mulvany Vorsitzender des ersten großen Industrielobby-Verbandes in Westdeutschland.

In über 40 Denkschriften äußert sich Mulvany zu wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Themen. Unter dem Titel "Praktische Vorschläge zur Beseitigung der Transportnoth" fordert er etwa einen Emscherkanal für die Schifffahrt: 42 Jahre vor Eröffnung des Rhein-Herne-Kanals. Mulvany stirbt am 30. Oktober 1885 in Düsseldorf.

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