Christoph Kolumbus hat eine Mission: Er will einen westlichen Seeweg nach Indien finden. Der vermutlich 1451 in Genua geborene Sohn eines Wollwebers stützt sich dabei auf die Erkenntnis, dass die Erde eine Kugel ist. Da der Landweg nach Asien seit Mitte des 14. Jahrhunderts zunehmend von den Osmanen kontrolliert wird, segeln spanische und portugiesische Händler an der Küste Afrikas entlang, um nach Indien zu gelangen - bislang allerdings vergeblich.
Kolumbus, der seit 1476 in Lissabon lebt, ist sich sicher, dass es eine Alternative gibt: In den Osten kann man auch über den Westen gelangen. Er will Portugals König Johann II. von seinem Vorhaben überzeugen. Dieser verweigert jedoch die Finanzierung einer solchen Expedition. Nach Einschätzung seiner Experten ist die von Kolumbus berechnete Entfernung - wie sich später bestätigt - viel zu gering.
Geduld und Verhandlungsgeschick
Doch Kolumbus gibt nicht auf. Zwei Jahre danach, im April 1486, spricht er am Spanischen Hof vor. Königin Isabella I. von Kastilien und König Ferdinand II. von Aragón sind interessiert, vertrösten den Antragsteller aber. Seit Jahren fließt das königliche Geld in die Reconquista, die Rückeroberung der Iberischen Halbinsel. Daher müsse zunächst das Emirat Granada, der letzte maurische Herrschaftsbereich, besiegt werden.
Als die Mauren im Januar 1492 kapitulieren, ist der Weg frei für Kolumbus. In Santa Fé nahe der Stadt Granada empfängt ihn das Königspaar zu Verhandlungen. Kolumbus nutzt die Chance und stellt Forderungen: Er will nicht nur zum Admiral befördert, sondern auch zum Vizekönig über die von ihm entdeckten Gebiete ernannt werden. Er verlangt außerdem zehn Prozent sämtlicher zu erwartender Einnahmen Spaniens. Titel und Befugnisse sollen erblich sein.
Kapitulation von Santa Fé abgetrotzt
Der Legende nach verweigern Isabella und Ferdinand zunächst ihre Zustimmung, da sie die Forderungen als unverschämt empfinden. Kolumbus soll zwischenzeitlich sogar abgereist sein, um den Druck auf die beiden zu erhöhen. Das Königspaar gibt schließlich nach, akzeptiert die Bedingungen und unterzeichnet am 17. April 1492 die sogenannte Kapitulation von Santa Fé.
Vier Monate später startet der Seefahrer zu seiner ersten Reise. Drei Schiffe sind ihm bewilligt, dazu Geld für Besatzung und Verpflegung. Mitte Oktober kommt erstmals Land in Sicht. Kolumbus glaubt, in Indien angekommen zu sein, und nennt die Bewohner Indianer. Damit beginnt Spaniens 300-jährige Kolonialgeschichte in Lateinamerika, die Millionen Einheimische das Leben kostet.
Weltdokumentenerbe der Unesco
Die Vereinbarung von Santa Fé ist einer der politisch bedeutsamsten Verträge, die bisher zwischen einer Privatperson und einem Herrscher geschlossen worden sind. Er zählt heute zum Weltdokumentenerbe der Unesco.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. April 2017 ebenfalls an den Vertrag zwischen Kolumbus und Spaniens Krone. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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