Durch verunreinigtes Wasser sterben auch im 21. Jahrhundert jedes Jahr Millionen Menschen. Um das zu ändern, stellt Bolivien 2010 in der UN-Generalversammlung eine Resolution zur Abstimmung. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu einer sanitären Grundversorgung soll Menschenrecht werden.
Ein Großteil der Entwicklungsländer unterstützt den Vorstoß, doch vor allem einige Industriestaaten haben Bedenken. "Diese Resolution bringt kein Recht auf Wasser im Sinne des internationalen Rechts", sagt der Vertreter der USA. "Sie ist uneindeutig, und deshalb müssen wir uns enthalten."
Vor allem Kinder sterben
Anders sieht das die Bundesrepublik: "Weltweit haben 884 Millionen Menschen keinen genügenden Zugang zu sauberem Wasser und mehr als 2,6 Milliarden keinen zu einfachen sanitären Anlagen", betont der deutsche UN-Botschafter Peter Wittig.
"Jedes Jahr sterben etwa zwei Millionen Menschen an den Folgen unsauberen Wassers, die meisten von ihnen sind Kinder." Deutschland habe sich noch eine klarere Verantwortung in der Resolution gewünscht, stimme ihr aber zu.
Nicht einklagbar
Tatsächlich sieht die Resolution keinen Rechtsanspruch vor: Das Menschenrecht auf Wasser ist nicht einklagbar. Trotzdem wird die Resolution am 28. Juli 2010 in der UN-Vollversammlung mit 122 Stimmen angenommen. 41 Staaten enthalten sich, Gegenstimmen gibt es keine.
Auch wenn der Anspruch auf sauberes Wasser und sanitäre Anlagen völkerrechtlich nicht verbindlich ist, hat seine Deklaration zum Menschenrecht offenbar Einfluss auf die Politik.
Insgesamt verbessert
Der globale Wasser-Report von Unicef und WHO stellt 2019 fest, dass sich die Lage weltweit insgesamt verbessert hat. Laut der Studie haben zwischen 2000 und 2017 zusätzlich 1,8 Milliarden Menschen Zugang zu Trinkwasser und 2,1 Milliarden Menschen zu sanitären Einrichtungen erhalten.
Dabei handelt es ich allerdings jeweils lediglich um eine Grundversorgung. Das bedeutet, dass zum Beispiel ein Brunnen immer noch 30 Minuten von Zuhause entfernt liegen kann.
Regional schlechter
Trotz Fortschritte ist laut der Studie nach wie vor jeder Zehnte (785 Millionen) ohne Trinkwasser-Grundversorgung. Auch haben demnach noch rund zwei Milliarden Menschen keine hygienische Toiletten oder Latrinen zur Verfügung.
Im südlichen Afrika habe sich die Lage sogar verschlechtert, sagt Rudi Tarneden, Sprecher von Unicef in Köln. "In Asien und Lateinamerika sind es vor allen Dingen die ländlichen Gebiete, wo einfach die Wasser- und Hygieneverhältnisse katastrophal sind."
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 28. Juli 2020 ebenfalls an die Erklärung des Wassers zum Menschenrecht. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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