Frauen wie sie sind rar in der erzkonservativen Adenauer-Ära. Ursula Noack ist emanzipiert, bevor das Wort zum Leitbegriff der Frauenbewegung wird. Sie ist attraktiv, politisch und so intelligent wie scharfzüngig. "Mit einem Blick konnte sie das Publikum zum Schweigen bringen", erinnert sich Dieter Hildebrandt an seine langjährige Kabarettpartnerin.
Bereits als Jungschauspielerin steht die 1918 geborene Ursula Noack auf Kriegsfuß mit den ihr verordneten Rollen: "Immer ein bisschen niedlich, als Engelchen mit dem Finger im Mund und das Operettenbeinchen hinten hoch", das ist der aufgeweckten Pfarrerstochter aus Halle (Saale) zu fade.
"5. Mann" der Lach- und Schießgesellschaft
In der Leipziger "Rampe" entdeckt sie mit 29 Jahren ihr kabarettistisches Talent. 1954 stößt sie zu der Tournee-Kabaretttruppe "Die Amnestierten". Dort begegnet sie dem schnoddrigen Hans Jürgen Diedrich und ihrem künftigen Ehemann Walter Kabel.
Ursula Noack mit H.J. Diedrich, D. Hildebrandt, K. Havenstein (v.l.)
1957 holt Sammy Drechsel, Manager der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, die wortgewandte Lady an seine junge Bühne. Neben Hildebrandt und Diedrich, Klaus Havenstein und Klaus-Peter Schreiner, wird Ursula Noack zur Grande Dame des deutschen Kabaretts.
Fünfzehn Jahre lang liest sie der Bonner Politik mit ätzendem Biss und einem Schuss Erotik die Leviten. "Unser 5. Mann" nennen sie die Kollegen respektvoll. Auch privat zeigt Ursula Noack Flagge. In einer aufsehenerregenden Aktion des "Stern" bekennt sie 1971 gemeinsam mit 373 Frauen: "Ich habe abgetrieben."
Rückzug und Resignation
Mit Beginn der SPD/FDP-Koalition verliert die Lach- und Schießgesellschaft ihr altes Feindbild. 1972 löst sich das Stammensemble auf und Ursula Noack singt: "Was nützt es mir, dass ich so klug bin, um einfach andersrum zu schalten, solange ich nicht klug genug bin, den Mund zu halten."
Sie gibt sich optimistisch, spielt hier und da Theater und tritt mit Dieter Hildebrand im Fernsehen auf. Und dann: nichts mehr. "Sie hat sich praktisch aufgegeben", sagt ihr Ehemann Walter Kabel. Als Ursula Noack von ihrer Krebserkrankung erfährt, verliert sie endgültig den Mut. Am 13. Februar 1988 stirbt sie mit 69 Jahren.
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 13. Februar 2018 ebenfalls an Ursula Noack. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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