Kohle, Fußball, Bier: Aus dieser Trias ist Dortmund im kollektiven Gedächtnis vieler Bundesbürger bis heute abgespeichert. Dabei gibt es noch einen anderen wichtigen kulturellen und gesellschaftlichen Motor der Stadt, und das ist die Technische Universität.
Am Ende des Jahres der Studentenrevolte, am 16. Dezember 1968, wird sie eröffnet. Und natürlich gehen die Feierlichkeiten nicht ohne Provokationen ab. "Ein kleines Häufchen angehender Lehrer sang 'Stille Nacht, heilige Nacht, Holthoff schläft', was nicht ganz ohne Pikanterie war", vermeldet ein Reporter damals. Denn der Gesang richtet sich gegen den damaligen NRW-Kultusminister Fritz Holthoff (SPD), der die Gründung mit initiiert hat.
Theorie und Praxis
"Das Staatsoberhaupt und wir alle, die wir hier zu dieser festlichen Stunde zusammengekommen sind, werden nicht hinnehmen können, dass eine solche Veranstaltung in einen pseudorevolutionären Gesangsverein umfunktioniert wird“, wehrt sich denn auch Ministerpräsident Heinz Kühn (SPD). Tatsächlich hat Dortmund allen Grund zu feiern. Denn die Bemühungen, aus der Arbeiter- eine Universitätsstadt zu machen, reichen bis ins Kaiserreich zurück. Jetzt hat das Warten ein Ende.
Von Anfang an legt Gründungsrektor Martin Schmeißer großen Wert darauf, "keine Kopie von Bochum" zu gestalten, sondern will, dass sich beide Universitäten gegenseitig ergänzen. Deshalb wird in Dortmund der Fokus auf Technik und Naturwissenschaft gelegt. Zudem sind von den elf Fachbereichen der Anfangszeit sieben mit wirklichen Reformansätzen versehen. Innovativ ist zum Beispiel der so genannte integrierte Kurs in der Physik, den ein Experimentalphysiker gemeinsam mit einem theoretischen Physiker leitet.
Anfgangs skeptisch beäugt
So wird die Dortmunder Universität wie auch die anderen jungen Ruhrgebietsgründungen in den 1960er Jahren zum Symbol des Strukturwandels in einer Region, die umdenken muss. "Diese Aufbruchsstimmung, etwas Neues zu machen, das hat richtig Spaß gemacht", wird sich der Physikprofessor und spätere zweite Rektor Erich te Kaat erinnern.
Anfangs wird die Universität im freundlich-grünen Stadtteil Eichlinghofen in der Arbeiterstadt Dortmund durchaus auch skeptisch beäugt. Das hat sich längst gelegt. Die Fusion mit der Pädagogischen Hochschule sorgt 1980 zudem für einen Wachstumsschub. Heute sind 34.500 Studenten in etwa 80 Studiengängen eingeschrieben. Auf dem Technologiepark im unmittelbaren Umfeld haben sich 350 Unternehmen mit 12.000 Arbeitsplätzen angesiedelt. Damit ist der Technologiepark laut der heutigen Rektorin Ursula Gather "einer der größten in Europa".
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