Ein Mann mit zwei Beinen, ein Paar Laufschuhe, rausgehen und einen Fuß vor den anderen setzen - das ist der Leitspruch von Pat Farmer, einem der ausdauerndsten Menschen der Welt. Der 1962 geborene Australier hat als Kfz-Mechaniker und Landschaftsgärtner gearbeitet und war anschließend Parlamentsabgeordneter. Seit er 22 Jahre alt ist, ist er Langstreckenläufer. Die Politik habe ihn irgendwann zu sehr geschlaucht, sagt Farmer, seitdem laufe er lieber Ultra-Marathons. Mit seinen Läufen sammelt er Geld und schafft Aufmerksamkeit für Themen wie Frieden, Krebsbekämpfung und Frauenrechte.
Die längste Strecke, die Farmer bisher gelaufen ist, ist fast 21.000 Kilometer lang. Sie führt vom Nordpol zum Südpol. Geplant ist der Start für den 2. April 2011: Ein russischer Helikopter soll ihn und sein Team am Startpunkt absetzen. Doch das Wetter schlägt um, es stürmt bei 32 Grad unter Null. Schließlich zieht Farmer mit drei Tagen Verspätung los. Dabei hat er Schlitten, Zelt und Proviant.
Täglich zwei Marathon-Strecken
Der Lauf durch 14 Länder beginnt im Nordpolarsommer und endet nach neuneinhalb Monaten im Südpolarsommer. Dazwischen läuft Farmer so schnell er kann. Nach dem Start im Eis folgt ein kurzer Flug und ein Lauf durch Kanada. Am 15. Juni 2011 ist Farmer in New York, im Juli in Texas, im August in Mexiko. Am 18. September läuft er durch Panama-Stadt - Halbzeit. Weiter geht es durch Kolumbien, Peru, Argentinien und von dort mit dem Flugzeug in die Antarktis.
Farmer läuft täglich zwölf Stunden, er legt dabei rund 80 Kilometer zurück. Das entspricht durchschnittlich zwei Marathon-Strecken. Die körperliche Belastung wirkt sich aus: Taubheitsgefühl an den Füßen, Blasen, ein geschwollenes Knie. Farmer leidet unter Austrocknung wegen Wassermangels und Stressverletzungen mit starken Schmerzen. Unterwegs begegnet er Eisbären, Schlangen, Krokodilen, bewaffneten Banditen und aggressiven Milizen. In Peru verirrt er sich in der Wüste und wird beinahe von einem Lastzug überfahren. Dreimal, sagt Farmer, sei er fast gestorben.
Ausdauer basiert auf Durchhaltewillen
Farmer läuft insgesamt 20.919 Kilometer. Auch wenn der Rekord nicht offiziell bestätigt ist, gibt es kaum Zweifel: Das ist der längste Lauf der Menschheitsgeschichte. Der Sportmediziner Markus de Marées sagt: "Ohne eine super-genetische Voraussetzung ist so etwas nicht möglich, egal wie viel ich trainiere." Farmer müsse während des Laufs täglich rund 12.000 Kalorien zuführen und sein Laufstil extrem rund und ökonomisch sein. Entscheidend seien bei einem solchen Vorhaben aber weder die Füße noch die Beine: "Der beste Ausdauermuskel ist wahrscheinlich der Kopf." Wenn dieser nicht mitspiele, könne die Muskulatur noch so gut trainiert sein, dann fehle der Durchhaltewillen.
Am 19. Januar 2012, nach 292 Tagen, erreicht Farmer den Südpol. Der Lauf macht ihn weltweit bekannt. Er sammelt über 100 Millionen US-Dollar für das Rote Kreuz und unterstützt damit ein Projekt für sauberes Trinkwasser. Weitere Läufe folgen in Vietnam, im Nahen Osten und in Indien. Nur eines, sagt Farmer, wird er in seinem Leben nicht noch einmal tun: auf die Idee kommen, von Pol zu Pol zu laufen.
Stand: 02.04.2016
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