24. Juli 1895 – Sigmund Freud beginnt mit der Traumdeutung

Stand: 24.07.2020, 00:00 Uhr

In der Nacht vom 23. auf den 24. Juli 1895 hat der Wiener Psychiater Sigmund Freud einen merkwürdigen Traum. Er sieht darin seine Patientin Irma bei einem Empfang, nimmt sie beiseite und beginnt, ihr Vorwürfe zu machen. "Ich sage ihr: Wenn du noch Schmerzen hast, so ist es wirklich nur deine Schuld", notiert er. "Sie antwortet: Wenn du wüsstest, was ich jetzt für Schmerzen habe, im Hals, Magen, Leib. Ich erschrecke und sehe sie an. Sie sieht bleich und gedunsen aus."

Sind Träume Schäume?

Der Traum beunruhigt den 1856 in Freiberg in Mähren als Sigismund Schlomo Freud geborenen Arzt aus Österreich. Bei den alten Ägyptern oder auch in der Bibel hätten Traumdeuter wohl versucht, in ihm einen Hinweis auf die Zukunft zu finden. Freuds Zeitgenossen hätten die Fantasie des Schlafs eher als Unsinn abgetan. "Träume sind Schäume", sagt der Volksmund. Und tatsächlich weiß Freud doch, dass seine Patientin Irma nicht an ihren Schmerzen schuld ist und dass sie auch gar nicht krank aussieht.

Der Traum lässt Freud nicht los. Er beginnt, Träume - eigene und fremde - zu sammeln und zu analysieren. Seine Schlüsselidee: Träume äußern geheime Wünsche. Was wir nicht bewusst denken dürfen, verschlüsselt das Unbewusste in der Nacht zu symbolischen Geschichten. Zwar gehen auch äußere Eindrücke des Vortags, die "Tagesreste", in den Traum ein. Aber der Rest räumt archäologisch tiefere Schichten des Unterbewusstseins frei. Der Traum wird für Freud zum Königsweg in die Seele, er ist das Eingangstor in das Unbewusste.

Sigmund Freud gelingt die erste Traumdeutung (am 24.07.1895) WDR 2 Stichtag 24.07.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 22.07.2030 WDR 2

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Das Jahrhundertbuch

Im November 1899 veröffentlicht Sigmund Freud ein revolutionäres Buch zu seiner Theorie: "Die Traumdeutung". Sein Verleger lässt als Erscheinungsdatum das Jahr 1900 hineindrucken: Die "Traumdeutung" von Sigmund Freud soll ein Jahrhundertbuch werden. Und das wird es auch.

Mit "Die Traumdeutung" beginnt die Psychoanalyse. Der Seelenarzt wird zu einer Berühmtheit, bei der sich andere Berühmtheiten auf die Couch legen und ihre Träume erzählen. Mit seiner Psychoanalyse beeinflusst er als einer der wichtigsten Denker des 20. Jahrhunderts Philosophie, Kunst und Literatur. Insbesondere die Traumwelten der Surrealisten verdanken sich seinen Theorien, aber auch so manches Drehbuch von Alfred Hitchcock. Schüler wie Carl Gustav Jung oder Alfred Adler entwerfen alternative Theorien.

1938 muss der Jude Freud vor den Nationalsozialisten nach London fliehen. Dort stirbt er ein Jahr später.

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