Bei allen Hörhilfen ist das Grundprinzip ähnlich. Der Schall wird aufgefangen und verstärkt ins Ohr weitergeleitet. Dies geschieht jahrhundertelang durch Hörrohre aller Art.
Bereits in der Antike gibt es technische Hilfen. "Es gibt zum Beispiel eine Münze von Alexander dem Großen, der dort mit einem Ammonshorn abgebildet ist", sagt Wolfgang Luber vom Präsidium der Europäischen Union der Hörakustiker. "Eine Muschel, die den Schall trichterförmig in das Ohr reinführt."
Neue Verstärkertechnik
Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wird die Verstärkung elektrisch. Die Gattin von König Edward VII. ist eine der ersten Trägerinnen eines solchen Hörgeräts. Um 1902 die Krönung ihres Ehemannes akustisch verfolgen zu können, verwendet Königin Alexandra ein frisch patentiertes elektrisches Hörgerät.
Die ersten elektrischen Geräte sind allerdings unhandlich - bis sich Ende der 1940er-Jahre eine extrem leistungsfähige sowie platz- und stromsparende Verstärktertechnik durchsetzt: der Transistor.
Am 29. Dezember 1952 bringt die Sonotone Corporation in Elmsford, New York, das erste transistorisierte Hörgerät auf den Markt. "Das waren kleine Kästchen", erklärt Hörakustiker Luber. Per Kabel und einem damit verbundenen Lautsprecher sei der Schall ins Ohr transportiert worden.
Hörbrillen und Hörspangen
Um den Tragekomfort weiter zu erhöhen, werden die Transistor-Hörgeräte in Brillen und Haarspangen integriert. Doch diese werden bald von Geräten abgelöst, die hinter dem Ohr getragen werden. Eine rasante Entwicklung folgt.
"Die ersten Hörgeräte waren reine Verstärker", erklärt Experte Luber. Es sei aber rasch klar geworden, dass die Verstärkung auf den individuellen Hörverlust abgestimmt werden muss. Nicht jeder Schwerhörige hört in allen Frequenzbereichen gleich schlecht. Moderne Hörgeräte machen deshalb nicht einfach alles lauter, sie werden direkt an das jeweilige Hörvermögen angepasst.
Zwischen Nutz- und Störschall unterscheiden
"Mit der Einführung der Digitaltechnik ging das Ganze noch viel weiter", so Luber. Nun werde zwischen Nutz- und Störschall unterschieden - "also das, was man hören will, von dem, was man nicht hören will". Diese Entwicklung sei erst durch Transistoren möglich geworden.
"Nur durch diese Technologie ist es gelungen, Hörgeräte letztlich zu einem Hochleistungscomputer zu machen." In einem Hörgerät von 1960 seien rund zehn Transistoren eingebaut gewesen, heute seien es in digitalen Hörgeräten etwa 20 Millionen Transistoren.
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