Ob beim Bäcker oder im Baumarkt - wer einkaufen geht, zahlt meist auf klassische Weise: Man bekommt die Tüte Brötchen oder den Sack Zement im Tausch gegen Geld. Egal ob das in bar, per EC-Karte oder Handy passiert, hinter der Transaktion steht eine staatliche Währung. Diese wird von einer Zentralbank kontrolliert und abgesichert. So läuft das seit Jahrhunderten.
Währung ohne staatliche Kontrolle
Doch vor zehn Jahren rüttelt jemand kräftig an diesem traditionellen System. Am 22. Mai 2010 gibt es die erste dokumentierte Transaktion einer Ware gegen Bitcoin. Das ist auch eine Währung, aber eine rein digitale. Kein Staat als Herausgeber, keine Bank als Kontrollinstanz, kein Bargeld in Form von Münzen und Scheinen - und trotzdem eine sichere und flexible Zahlungsmöglichkeit.
Bitcoin basiert auf einer Technologie namens Blockchain (englisch für Blockkette) - in diesem Fall eine Art digitales Kassenbuch, das alle Transaktionen der Reihe nach aufzeichnet. Die Kette ist verschlüsselt und wird ständig fortgeschrieben. Zugleich ist jeder Eintrag dokumentiert und kann jedem Beteiligten zweifelsfrei zugeordnet werden.
Zudem liegt die Blockchain als Kopie auf zehntausenden von Rechnern, was eine Manipulation unmöglich macht. So lässt sie sich nicht nur für sichere Zahlungen, sondern auch für Verträge oder die Aufzeichnung von Wissenschaftsdaten nutzen. Wie die E-Mail für das Internet, ist Bitcoin nur eine von vielen Anwendungen für die Blockchain - allerdings bis heute die bekannteste.
Auch Zahlungsmittel für Kriminelle
Untrennbar verbunden mit dieser Technologie ist der Name Satoshi Nakamoto. Bis heute weiß niemand, wer sich dahinter verbirgt. Klar ist nur: Unter diesem Namen werden 2008 Konzept und Funktionsweise von Bitcoin sowie der grundlegenden Blockchain veröffentlicht.
Es ist der Beginn einer sogenannten Kryptowährung, also eines rein digitalen Zahlungsmittels. Es erlaubt nicht nur sichere, sondern nahezu anonyme Zahlungen. Daher wird die Währung auch gerne für illegale Zwecke, wie etwa Geldwäsche oder Drogengeschäfte, missbraucht.
Bitcoin gegen Pizza
Bei der allerersten, völlig harmlosen Transaktion werden indes 10.000 Bitcoin gegen zwei Pizzen getauscht. Das entspricht dem Wechselkurs damals. Finanzexperten lächeln darüber und sprechen von Kirmesgeld.
Mittlerweile akzeptieren an die 10.000 Händler, Dienstleister und Hotels die neue Währung, die seit ihrer Einführung immer wieder starken Kursschwankungen unterworfen ist. So würde der Käufer heute unter dem Pizzaberg ersticken: Ein einziger Bitcoin hat aktuell einen Gegenwert von knapp 9.000 Euro.
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