Für die einen ist sie die Garantin des Euro, für die anderen der Inbegriff neo-liberalen Wirtschaftens: die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie nimmt am 2. Juni 1998 ihren Betrieb auf. Rund 3.400 Mitarbeiter aus 28 Nationen arbeiten heute im 185 Meter hohen Euro-Tower im Ostend-Viertel.
Die Idee einer Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion wird bereits 1957 in den Römischen Verträgen verankert. 35 Jahre später wird daraus Realität - durch die Vereinbarung von Maastricht 1992.
Einführung des Euro
Nach dem Beschluss von Maastricht werden stufenweise Kompetenzen von den Nationalstaaten auf die Europäische Gemeinschaft (EG) übertragen. Ab 1994 schafft das Europäische Währungsinstitut (EWI) die organisatorischen Voraussetzungen für eine einheitliche Währung.
1999 löst der Euro die D-Mark und zehn weitere Währungen als sogenanntes Buchgeld ab. Ab 2002 haben die EU-Bürger die neuen Euro-Geldscheine und -Münzen auch in ihren Portemonnaies.
Stabile Preise als Ziel
Oberstes Ziel des Maastricht-Vertrags ist die Preisstabilität im Euro-Raum. Um diesen Auftrag umsetzen zu können, haben die EU-Staaten der EZB viel Unabhängigkeit gewährt. Sie unterliegt keinen Weisungen der nationalen Regierungen und Behörden. Eine direkte Kontrolle der EZB gibt es nicht. Wie Preisstabilität erreicht werden soll, entscheidet allein die EZB.
"Geldpolitik im Kern legt fest, wie hoch die Zinsen in Europa sind", sagt EZB-Generaldirektor Hans-Joachim Klöckers. "Damit können wir die Wirtschaft in gewissem Maße steuern." Dazu gehöre auch die Beeinflussung der Inflationsentwicklung.
Reagieren bei Krisen
Bei der weltweiten Finanzmarktkrise 2007 reagiert die EZB sofort und greift am Geldmarkt ein. 2010 steht die EZB vor einer weiteren Herausforderung: Die Staatsschuldenkrise in Griechenland und anderen südeuropäischen Ländern gefährdet die EU. "Da musste man Maßnahmen treffen, um die Länder wieder auf Kurs zu bringen, sodass sie im Euroraum bestehen können", sagt Klöckers.
Was der EZB-Direktor als "Anpassungsprozesse" bezeichnet, nennt Werner Grätz von der globalisierungskritischen Gruppe Attac einen "massiven Sozialabbau". Der Zorn gegen die EZB entlädt sich im März 2015 in Blockaden und Krawallen bei der Eröffnung des Euro-Towers.
Bankenkontrolle
Streng ist die EZB auch bei privaten Großbanken in der Euro-Zone. Sie werden seit 2015 sogenannten Stress-Tests unterzogen, sagt EZB-Sprecherin Eva Taylor. Das was zähle, sei, "dass das Geld in den Banken sicher ist".
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