2011 wird Tom Waits in die Rock ’n Roll-Hall of Fame aufgenommen. "Er ist eine Art Entertainer, Sänger, Schauspieler, Zauberer, Vordenker, Wechselbalg", sagt sein Kollege Neil Young anlässlich des Ereignisses. Ebenso gut hätte es "die Blues-Hall of Fame oder die Schauspieler-Hall of Fame sein können".
Das unterstreicht die unglaubliche Vielseitigkeit, mit der Waits seine Arbeit macht. Er hat von allem etwas. Und ist doch unverwechselbar.
Durchbruch mit "Sworderfishtrombones"
Geboren wird Waits am 7. Dezember 1949 als Sohn eines Spanisch-Lehrers und notorischen Trinkers unter dem Namen Thomas Alan Waits im kalifornischen Pomona. In seiner Jugend interessiert er sich für die Literatur der so genannten Beat Generation um Jack Kerouac und beginnt, erste Lieder zu schreiben. 1969 wird er Türsteher in einem Club in San Diego. Danach schlägt er sich unter anderem als Küchengehilfe und Aushilfsfahrer durch. Parallel feilt er an seiner Rolle als versoffener Geschichtenerzähler am Klavier und gilt so schon bald als Geheimtipp bei den Hipstern von Los Angeles.
1973 erscheint Waits' Debütalbum "Closing Time". Der Durchbruch als Singer-Songwriter gelingt ihm aber erst zehn Jahre später mit "Swordfishtrombones". Jetzt hat Waits seinen eigenen Stil endgültig gefunden und sich als eine glaubwürdige Kunstfigur inszeniert: als Barpianist mit Hut, Zigarette, rauer Stimme und Hang zu starken Getränken, dessen melancholische Lieder von Huren, Pennern, dem Nachtleben oder von Beerdigungen handeln. Das Image pflegt er auch noch weiter, als er 1993 ganz mit dem Trinken aufhört.
Zwischen Brecht und Beefheart
Musikalisch ist Waits von Bertolt Brecht und Kurt Weill ebenso beeinflusst wie von Frank Sinatra oder dem Avantgardisten Captain Beefheart. Seine Konzerte erinnern eher an Varieté-Theater mit einem ins megaphon brüllenden Dompteur. Musikalisch reicht dem Künstler, der mehrere Instrumente spielt, das klassische Repertoire an Klängen oft nicht aus. "Ich schaue mich im Studio um und finde immer etwas, was besser klingt als eine Bassdrum", gibt er einmal zu Protzokoll. "Das kann auch ein Mülleimer sein."
Auch als Schauspieler mimt Waits den versoffenen Underdog. Insgesamt wirkt er in 25 Filmen mit. Darunter sind Klassiker wie Francis Ford Coppolas Jugenddrama "Rumble Fish" (1983), wo er den philsophischen Barkeeper gibt, Jim Jarmutschs "Down by Law" (1986) oder "Der König der Fischer" (1991) von Terry Gilliam.
In allen Rollen erzählt Waits Geschichten, die zwischen Wahrheit und Dichtung changieren. Getreu seinem Motto: "Realität ist was für Leute, die Drogen nicht aushalten können."
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