Die Meeresforscher Auguste Piccard (Mitte, mit Hut) und Jacques Piccard (rechts) an Bord ihres Tauchboots "Trieste" 1953

30. September 1953 - Tauchrekord von Auguste und Jacques Piccard

Stand: 30.09.2018, 00:00 Uhr

Als Junge erlebt Jacques Piccard wie sein Vater 1931 mit einem Ballon bis in die Stratosphäre vordringt. Zu diesem Zweck hat Auguste Piccard eine Metallgondel konzipiert, die den Luftdruck ausgleicht und die Sauerstoffversorgung sichert. Der Physikprofessor an der Universität Brüssel will mit dem Höhenflug unter anderem kosmische Strahlungen messen.

Bei seinem Sohn Jacques scheint der Hang zum Abenteuer und Tüfteln zunächst weniger ausgeprägt. Der Schweizer studiert Wirtschaft und Geschichte. Nach den schrecklichen Kriegsjahren interessierte ihn die Politik.

Rekord im Tiefseetauchen (am 30.09.1953)

WDR 2 Stichtag 30.09.2018 03:58 Min. Verfügbar bis 27.09.2028 WDR 2


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Vater holt den Sohn ins Boot

Doch dann zieht es Auguste Piccard nicht mehr in die Höhe, sondern in die Tiefe. "Man muss nur den Freiballon etwas umbauen - dann kann man mit dem Freiballon in die Tiefsee gehen", ist Auguste Piccard überzeugt und holt den Sohn buchstäblich mit ins Boot.

Der Vater tüftelt schon seit Jahren an einer Tauchkugel, der "Bathyscaph", angelehnt an die griechischen Wörter für "Tiefe" und "Schiff". Das Material für das Stahlgehäuse kommt aus Essen von Krupp. Das Besondere: Piccards Tauchkugel "Trieste" wird nicht von einem Schiff nach oben gezogen, sondern steigt alleine auf.

Tauchversuche im Mittelmeer

Nach mehreren Rückschlägen fahren Jacques und Auguste Piccard im August 1953 vor die italienische Küste. Sie zwängen sich in die Kugel mit gerade zwei Metern Durchmesser, die zudem noch vollgestopft ist mit Sauerstoff- und Messgeräten.

Diesmal gelingen die ersten Tauchgänge ohne Probleme, bald schon wagen sich die Forscher in Tiefen von 1.000 Metern vor. Die italienische Marine mahnt, dass man dort im Notfall nicht mehr helfen könne.

Tauchen so tief wie keiner vor ihnen

Aber Angst scheint den Forschern unbekannt. "Der Ingenieur darf ein Instrument erst in Gebrauch nehmen, wenn er sicher ist, dass es geht", antwortet Auguste Piccard auf die Frage, wie viel Mut man für die Tauchgänge benötige.

Am 30. September 1953 steigen Vater und Sohn in die Kugel und wollen so tief sinken wie noch keiner vor ihnen. Mit einem kleinen Stoß setzt die Kugel tatsächlich in 3.125 Meter auf - Weltrekord. Dieser wird zwar im folgenden Jahr von der französischen Marine gebrochen. Aber der Pioniergeist im Hause Piccard liefert weitere Rekorde.

Jacques dringt 1960 – ohne seinen Vater – im Marianengraben auf fast 11.000 Meter Tiefe vor. Es ist bis heute der ungeschlagene Rekord. Seinen Sohn Bernard zieht es wieder in die Lüfte. Er umrundet 1999 als erster die Erde in einem Ballon und 2015/2016 in einem Solarflugzeug.

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