Ende des 18. Jahrhunderts geht es den britischen Inseln gar nicht gut. Die Städte sind überfüllt, weite Landstriche verödet. Irland wird von Hungersnöten heimgesucht, gerade haben sich die Kolonien Nordamerikas vom Mutterland losgesagt. Aufstände sind an der Tagesordnung, die Kriminalitätsrate ist auf einem Höchststand.
Die Gerichte versuchen der Situation mit drakonischen Strafen Herr zu werden. Auf über einhundert Vergehen steht die Todesstrafe. Nicht nur Räubern und Mördern droht der Strang, sondern auch Wilderern, Falschmünzern, Brandstiftern und Aufwieglern. Trotzdem sind die Gefängnisse überfüllt. Viele Gefangene werden auf ausrangierte Schiffe ausgelagert und in die Mitte von Flüssen oder Häfen verfrachtet. Die gesamte Küste von Plymouth bis zur Mündung der Themse ist von solchen Gefängniswracks durchzogen.
Mit Astronom und Geiger
Da verfällt die Krone auf die Idee, die Häftlinge gleich in die Kolonien zu verschiffen. Nova Scotia an der Atlantikküste ist die erste Wahl, aber dort weigert man sich. Dann eben Australien, dessen Osküste James Cook 1770 für das Königreich als Kolonie New South Wales in Besitz genommen hat. Da diese außer von den Aborigines noch nicht besiedelt ist, kommt kein Widerstand.
Im Frühjahr 1787 sticht eine aus elf Schiffen bestehende Flotte Richtung Australien in See. An Bord sind 725 Sträflinge, nach Geschlecht auf die Schiffe verteilt, 212 Soldaten, Offiziere und deren Familien, Ärzte, ein Astronom und ein Geiger. Jedem Gefangenen bleibt nur ein knapper halber Meter Platz, aber täglich gibt es Wein und Limettensaft, um Skorbut zu verhindern, der Geiger sorgt für gute Stimmung. Möglichst alle Passagiere sollen ihr Ziel erreichen. Tatsächlich kommen nur ein Soldat und 25 Häflinge ums Leben.
Wo sind die Weiden?
Am 18. Januar 1788 landet der Gefangenentransport unter dem Kommando des ersten Gouverneurs der britischen Kolonie Downunder, Arthur Philipp, in der australischen Jackson Bay. Aber die Bucht bietet kaum Schutz, das Wasser ist brackig, von den Naturweiden, die Cook beschrieb, ist nichts zu sehen. Mit ein paar Ruderbooten erkundet Philipp daraufhin die Küste – und trifft ein paar Meilen weiter auf Port Jackson: "den schönsten Hafen der Welt, in dem tausend Linienschiffe segeln können in perfekter Sicherheit". Die dort aufgebaute Stadt wird nach dem britischen Innenminister Sydney benannt.
"Diese Räuberkolonie könnte einst zu einem großen Imperium werden, dessen Noblen sich – wie im alten Rom – ihrer Abstammung rühmen", prophezeit 1786 die britische Tageszeitung "The Morning Post". Und genauso ist es gekommen.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 19. Januar 2018 ebenfalls an die Ankunft des Sträflingstransports in Australien. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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