Im Juli 1776 bricht James Cook, als Weltumsegler von Freund und Feind geachtet, in Plymouth zu seiner dritten Südsee-Reise auf. Einer seiner Offiziere an Bord der Bark "Resolution" ist William Bligh, unter dessen Kommando sich 1789 die Meuterei auf der "Bounty" ereignet.
Nachdem die "Resolution" in der Südsee bereits mehrere bekannte Inseln angelaufen hat, sichtet Cook am Morgen des 24. Dezember 1777 fast auf dem Äquator ein unbekanntes Eiland. Es sei "eine jener niedrigen, in diesem Ozean so häufigen Inseln: eine schmale, einen See einschließende Landbank", beschreibt Cook das Atoll in seinem Logbuch.
Guano-Goldgrube der Amerikaner
Der Kapitän gibt der Insel nach ihrem Entdeckungsdatum den Namen Christmas Island, Weihnachtsinsel. Als einzige Bewohner entdeckt er große Kolonien von Schildkröten; die Strände sind schwarz von Vogeldung.
Mit Schildkrötensuppe unter Palmen feiern Cook und seine Besatzung Weihnachten am Äquator. Am Neujahrstag lichtet die "Resolution" den Anker und die Weihnachtsinsel verschwindet wieder für Jahrzehnte in der unendlichen Weite des Pazifiks.
1856 nehmen die USA die Weihnachtsinsel in Besitz und beginnen, die Unmengen an Guano aus Vogeldung als wertvollen Dünger abzubauen. 1888 macht das British Empire sein Entdeckerrecht geltend, vertreibt die Amerikaner und züchtet auf Christmas Island Kokospalmen zur Herstellung von Kopra.
Von Atombombentests heimgesucht
180 Jahre nach der Entdeckung durch James Cook wird Christmas Island zu einem historischen Hot Spot auf der Weltkarte. Im November 1957 zündet Großbritannien nur 30 Meilen von der Insel entfernt seine erste Wasserstoffbombe.
Eine radioaktive Verseuchung können britische Experten danach angeblich nicht feststellen. Es ist nur der Auftakt zu einer Serie von insgesamt 30 nuklearen Bombentests, mit denen zunächst die Briten und dann auch die Amerikaner die Bewohner der pazifischen Inselwelt heimsuchen.
Kiritimati nennen die Einheimischen heute die Weihnachtsinsel – nach dem englischen Christmas. Seit 1979 gehört das Atoll zum unabhängigen Inselstaat Kiribati. Die rund 6.500 Bewohner sind inzwischen akut von den Folgen des Klimawandels bedroht: Der steigende Meeresspiegel lässt die Weihnachtsinsel wohl bald im Pazifik verschwinden.
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