22. Juli 1980 - Bau der Startbahn West in Frankfurt am Main angeordnet

Stand: 22.07.2020, 00:00 Uhr

Das geplante Großprojekt spaltet Anfang der 1980er Jahre eine ganze Region: die neue Startbahn West zur Erweiterung des Frankfurter Rhein-Main-Flughafens. Mit 17,7 Millionen Fluggästen und 3.200 Beschäftigten ist der Airport damals das zweitgrößte Luftdrehkreuz Europas und der drittgrößte Arbeitgeber des Landes Hessen.

"Der Bau der Startbahn West ist unvermeidbar", sagt Ministerpräsident Holger Börner (SPD). "Hier stehen wichtige nationale Interessen auf dem Spiel", betont Flughafen-Chef Erich Becker. Ohne zusätzliche Flüge werde "dem deutschen Luftverkehr schweren Schaden zugefügt".

Bau der Startbahn West angeordnet (am 22.07.1980) WDR 2 Stichtag 22.07.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 20.07.2030 WDR 2

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Hüttendorf im Wald

Das Problem: Für die vier Kilometer lange Piste soll der Mönchsbruchwald massiv gerodet werden - ein Naherholungsgebiet für 600.000 Menschen. Eine breite Protestbewegung entsteht.

Ihr zentraler Ort ist ein Hüttendorf im Wald - genau auf der geplanten Startbahn. Es besteht aus 60 stabilen Hütten, viele gebaut von örtlichen Handwerkern. Dazu gehören eine kleine Klinik und eine Kirche.

12.000 neue Arbeitsplätze

Doch die sozialliberale Landesregierung und auch die oppositionelle CDU wollen das Projekt durchsetzen. Ihr wichtigstes Argument: die versprochenen 12.000 neuen Arbeitsplätze. Wirtschaftsminister Heinz-Herbert Karry (FDP) ordnet am 22. Juli 1980 den Bau der Startbahn an.

Ministerpräsident Börner, gelernter Betonfacharbeiter, sagt in Richtung Startbahngegner: Früher auf dem Bau habe man solche Sachen mit der Dachlatte erledigt.

Räumung mit Schlagstöcken

Am 2. November 1981 besetzt die Polizei das Hüttendorf und lässt es abreißen. Über 10.000 weitgehend friedliche Demonstranten strömen in den Wald. Daraufhin räumen Beamte das Gelände mit Tränengas und Schlagstöcken.

Kurz darauf versammeln sich 150.000 Demonstranten in der Landeshauptstadt Wiesbaden und überreichen 220.000 Unterschriften für ein Volksbegehren gegen die Startbahn. Es wird vom Landtag abgelehnt.

Zwei Polizisten erschossen

Als die Startbahn 1984 fertig ist, reißt der Widerstand nicht ab. Zunehmend geht die Gewalt nun auch von Demonstranten aus - teilweise mit Sympathie der Anwohner. Doch am 2. November 1987 ändert sich alles: Ein Täter aus der autonomen Szene erschießt während einer Demonstration an der Startbahn zwei Polizisten.

Danach enden die Proteste schlagartig, die Aktivisten sind entsetzt. Da der Frankfurter Flughafen jedoch immer weiter wächst, fordern Bürgerinitiativen auch heute noch die Reduzierung von Starts und Landungen. Mittlerweile nutzen 70 Millionen Fluggäste pro Jahr den Rhein-Main-Airport.

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