Drogen, Sex und Gammelei: Das ist die Welt von Fritz the Cat, der von 1965 bis 1972 im Untergrundcomic sein Unwesen treibt.
Gezeichnet hat ihn Robert Crumb, der am Ende wegen des Erfolgs seiner Figur die brutale Notbremse zieht: Weil er mit einer kommerziellen Verfilmung unzufrieden ist, lässt er einen weiblichen Strauß Fritz the Cat mit einem Eispickel ermorden.
Kunst als Rache an den Mädchen
Geboren wird Crumb am 30. August 1943 in Philadelphia. Sein Vater, ein jähzorniger, gewalttätiger Mann, ist Militärzeichner bei der Marine. Die Mutter erzieht die fünf Geschwister streng katholisch, weshalb Crumb mit 16 Jahren aus der katholischen Kirche austritt.
Schon in frühen Jahren zeichnet er gern, animiert von seinem älteren Bruder Charles. Beide versuchen, wenn auch erfolglos, ihre Comics an der Haustür zu verkaufen; wenig Erfolg haben sie auch beim anderen Geschlecht.
Mit 17 nimmt sich Crumb nach eigener Aussage vor, aus Rache für die Ignoranz der Mädchen ein großer Künstler zu werden. Zwei Jahre später verdingt er sich in Cleveland als Zeichner von Gruß- und Glückwunschkarten und bringt erste Comics in Untergrundmagazinen unter.
Seine ersten LSD-Trips Mitte der 60er Jahre beschreibt er als Wendepunkt: Er zeichnet wie im Rausch völlig neu, entwickelt seine Geschichten wie im Bewusstseinsstrom.
Schonungsloses Porträt der US-Gesellschaft
1967 geht Crumb nach Kalifornien. Hier gelingt ihm der Durchbruch mit seinem eigenen, legendären Untergrundmagazin, das er auf den Straßen San Fransicos verkauft. In "ZAP Comix" tauchen alle Helden auf: Der unglaubwürdig schräge Guru Mr. Natural, sein neurotischer Schüler Flakey Foont und Whiteman, der verklemmte Vertreter der weißen US-Mittelschicht.
10.000 Stück verkauft er, selbst produziert, auf diese Weise, und wird zur Underground-Institution. Die Gegenkultur will Poster, Storys, Illustrationen, Janis Joplin fragt für das Cover ihres Albums "Cheap Thrills" (1968) an. 600 Dollar bekommt er dafür; das Original bringt später bei Sotheby’s 21.000 Dollar.
In seinen Comics lässt Crumb die Grenzen zwischen Trivial- und Hochkunst verwischen und entwirft anhand einer skrupellosen Analyse der US-Gesellschaft, aber auch seiner eigenen Neurosen, Zweifel und Ängste das Bild einer lüsternen, verkommenen, leidenden Menschheit. Fritz the Cat, schon in den 50er Jahren mit seinem Bruder entwickelt, macht Crumb endgültig zum Star.
2004 zeigt das Kölner Museum Ludwig eine große Crumb-Retrospektive. 2009 erscheint Crumbs Illustration der Genesis. Heute macht der Comic-Zeichner in seiner Wahlheimat Frankreich vor allem traditionelle Blues-Musik.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 30. August 2018 ebenfalls an Robert Crumb. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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