Mit seinen Sprechblasen und Entwürfen zu Geschichten erfindet der französische Autor René Goscinny die Comic-Zunft neu. Jedenfalls ist er davon überzeugt. "Ich habe diesen Beruf revolutioniert", erklärt er einmal.
"Wobei ich denke, das Wichtigste an dieser Revolution, die ich gemeinsam mit Albert Uderzo durchgeführt habe, ist der Erfolg unseres Asterix. Denn genau ab diesem Moment fingen die Erwachsenen an zuzugeben, dass sie Comics lesen."
Natürlich weiß Goscinny, dass er da etwas übertreibt. Denn im Umfeld von Hergé ("Tim und Struppi") oder André Franquin ("Gaston“) hat sich im französischsprachigen Belgien schon viel früher eine Comic-Kultur kultiviert, die nicht zuletzt auch auf Erwachsene zielt.
Trotzdem schaffen Uderzo und Goscinny mit "Asterix und Obelix" eine der populärsten Reihen. Und Goscinny ist es zu verdanken, dass endlich auch die Texte dank intelligenter Querverweise ein Niveau erhalten, das an die Zeichnungen heranreicht.
Von Cowboys, Indianern - und einem Gallier
Geboren wird Goscinny als Sohn eines Chemieingenieurs 1926 in Paris. Zwei Jahre später geht die Familie nach Argentinien, wo er in Buenos Aires aufwächst. 1945 übersiedelt er nach New York, um bei Walt Disney zu arbeiten. Dort macht er für eine amerikanische Agentur auch seine erste Auftragszeichnung.
Die erträumte Karriere als Comiczeichner scheitert allerdings, aber sein bildnerisches Talent nützt Goscinny als Texter. 1959 trifft er den belgischen Zeichner Morris, der ihn beauftragt, die Geschichten für den schlaksigen Cowboy Lucky Luke zu schreiben.
Die Ursprünge von "Asterix und Obelix"
Da ist er schon mit Uderzo befreundet, mit dem zusammen er zwischen 1958 und 1962 in Hergés Comicmagazin "Tintin" die Abenteuer des Indianers Umpah-Pah veröffentlicht.
Mit Uderzo zusammen sucht Goscinny 1959 auch nach einer Titelfigur für die neue Zeitschrift "Pilote". In Anlehnung an Umpah-Pah stoßen sie beim Sinnieren auf Frankreichs Ureinwohner, die Gallier. Das scheint vielversprechend: Immerhin, so Uderzo, habe schon Cäsar geschrieben, dass in Gallien alle Städte, Kantone und Familien zerstritten seien.
So entsteht die Geschichte des furchtlosen Asterix, der dank des Zaubertranks gemeinsam mit seinem hinkelsteintragenden Freund Obelix den römischen Invasoren trotzt und von Album zu Album die ganze damals bekannte Welt bereist.
Kalif anstelle des Kalifen
Asterix wird Goscinnys größter Erfolg, aber es gibt noch andere. Mit Jean Tabary etwa erfindet er den bösartigen Großwesir Isnogud, der permanent Kalif anstelle des Kalifen werden will. Und er schreibt mit den von Sempé illustrierten Geschichten vom kleinen Nick einen Klassiker der Jugend- ebenso wie der Erwachsenenliteratur.
Der Erfolg führt allerdings nicht zu psychischen Höhenflügen. Eine Grundskepsis gegenüber dem eigenen Talent bleibt immer. Und das Gefühl, eigentlich nicht richtig lustig zu sein.
2017 kommt mit dem Band "Asterix in Italien" das 37. Abenteuer rund um den starken Gallier auf den Markt. Seine Erfinder sind da schon längst nicht mehr dabei. Zeichner Uderzo zieht sich 2013 aus der Serie zurück, Texter Goscinny stirbt bereits am 5. November 1977 in Paris nur 51-jährig an einer Herzattacke.
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