"Ich denke, also bin ich." Der Zweifel treibt René Descartes zu seinem berühmten Satz, der 1637 die Philosophie revolutioniert. "Ich war der Meinung, ich müsse einmal im Leben alles von Grund auf umstürzen und von den ersten Grundlagen an ganz neu anfangen", schreibt der Franzose, der als Vater der modernen Philosophie gilt.
Descartes führt mit diesem Satz das "Ich" in die Philosophie ein, also das Selbstbewusstsein. Doch wer eigenständig denkt, lebt in Zeiten der katholischen Inquisition im 17. Jahrhundert gefährlich. Zur Sicherheit zieht Descartes deshalb von Paris nach Amsterdam. Die republikanischen Niederlande stehen im Ruf, mehr Denkfreiheit zu gewähren als das absolutistische Frankreich.
Mathematiker, Physiker, Optiker
Die Vorsicht ist angebracht, wie der Prozess in Rom gegen Galileo Galilei zeigt. Wegen dessen Verurteilung stoppt Descartes die Veröffentlichung zweier Werke. In ihnen erklärt er Naturphänomene auf der Grundlage der mechanistischen Physik.
Der am 31. März 1596 bei Tours geborene Descartes ist zunächst Mathematiker, Physiker und Optiker, bevor er philosophische Schriften verfasst. "Er war ein sehr, sehr intelligenter Mensch", sagt Philosophie-Professor Dominik Perler von der Humboldt-Universität Berlin. Descartes habe aber auch zur Arroganz geneigt und sich abfällig über andere Mathematiker geäußert.
"Leidenschaften der Seele"
Descartes ist Rationalist. Die "wahre" Philosophie, so sein Ideal, müsse stärker sein als die natürlichen Gefühle. Das Private ist für ihn zweitrangig. Mit einer Ausnahme: Seine Tochter, die er mit einer Haushälterin zeugt. Als sie mit fünf Jahren stirbt, ist Descartes außer sich.
Er beginnt, sich mit Elisabeth, Kurfürstin von der Pfalz, über Emotionen auszutauschen. Der Briefwechsel wird Grundlage für seine psychologisch-physiologische Schrift "Die Leidenschaften der Seele" von 1649.
Ruf nach Stockholm
Im selben Jahr folgt Descartes dem Ruf der schwedischen Königin Christina und zieht nach Stockholm. Er soll sie in Lebensführung unterrichten. Wohl fühlt er sich nicht: "Ich bin hier nicht in meinem Element." In Schweden seien "die Gedanken der Menschen im Winter so gefroren wie das Wasser".
Am 11. Februar 1650 stirbt Descartes mit 53 Jahren an einer Lungenentzündung oder einer Arsenvergiftung. Für die Mordthese gibt es allerdings nur Indizien. Auch spricht wenig dafür, dass der Philosoph angeblich verhindern wollte, dass Christina zum Katholizismus konvertiert. Descartes hat konfessionellen Streit stets vermieden.
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