Kalt ist schon der Winter davor gewesen. Damit hätte 2010 es nicht in die Annalen des Außergewöhnlichen geschafft. Es ist das Tief Petra, das vielen Menschen in NRW einen ewigen Wunsch erfüllt: Weiße Weihnacht. Am 25. Dezember 2010 werden überall im Land Schneemänner gebaut, Schlitten gezogen und mit Armen und Beinen Schneeengel geformt.
Die Vorgeschichte zur Weißen Weihnacht beginnt viel früher. "Das gesamte Jahr 2010 hatte eine ungewöhnliche Zirkulation der Atmosphäre auf der gesamten Nordhalbkugel", erklärt Bernhard Pospichal von der Universität Köln. Dadurch kann die kalte Luft aus Norden weiter nach Süden kommen als üblich.
"Der heftigste Schneefall seit 102 Jahren"
Das Tief Petra führt vor Heiligabend schließlich zu einer sogenannten "Luftmassengrenze", einer scharfen Grenze zwischen warmer und feuchter Luft. "Es kann sein, dass warme Luft aus dem Süden in höheren Schichten viel Feuchtigkeit mitbringt, aber am Boden weiterhin kalte Luft liegt. Das führt dann eben zu diesen extremen Schneefällen an so einer Luftmassengrenze", sagt Pospichal.
Im Rheinland und Westfalen fällt so viel Schnee wie seit Jahrzehnten nicht mehr. "Der heftigste Schneefall seit 102 Jahren", titelt die "Aachener Zeitung". In den Teilen Deutschlands, wo Schneemassen nicht zum Winter gehören, wird das Reisen zum Kraftakt: Die Sommerreifen der Lkw kapitulieren, Autofahrer drohen in Staus einzufrieren, Züge verlieren sich im weiten Weiß und Flugzeuge müssen am Boden bleiben.
Warnung vor langen Eiszapfen an den Häusern
Die Weiße Weihnacht wird für die Städte zur Belastungsprobe: Köln stellt zum ersten Mal seit 100 Jahren den Busbetrieb ein. Weil Bäume unter der Schneelast zusammenbrechen könnten, sperrt Münster einen Waldfriedhof. Das Aachener Ordnungsamt warnt vor Dachlawinen und langen Eiszapfen an den Häusern.
Aber bei den meisten Menschen überwiegt die Freude, sie genießen Spaziergänge und Schneeballschlachten an den Feiertagen. Selbst Meteorologe Pospichal freut sich über den Schnee. Dann zieht es ihn raus, auch zum Schlittenfahren mit Kollegen. "Jeder freut sich, wenn es mal schneit."
Kalter Dezember, warmer Januar
Über Regen, das gibt er zu, würde er nie mit dieser Begeisterung reden. Regen ist wichtig, sagt Pospichal. Aber Schnee ist wunderbar. Doch das Wintermärchen 2010/2011 währt nicht lange. Kurz nach Neujahr kommt die milde Luft, der Schnee schmilzt. "Der Winter war am 6. Januar zu Ende", erinnert sich Pospichal. Zwei Tage später schon meldet Duisburg elf Grad.
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