Wir haben uns an schnelle Nachrichten gewöhnt, die uns in Sekunden als E-Mail oder über die verschiedenen Nachrichtendienste erreichen. Doch der alte Brief ist längst nicht tot: Rund 60 Millionen Stück stellt die Post in Deutschland zu, Tag für Tag.
Postbote für Papst und Kaiser
Die Institution der Post ist Jahrhunderte alt. Sie geht zurück auf einen italienischen Kurierdienst, den die Familie dei Tasso erst für die Republik Venedig und später für die Päpste betrieb. Im Auftrag des späteren Kaisers Maximilian I. führen die Brüder Janetto und Francesco dei Tasso, im Deutschen von Taxis, ab dem Jahr 1490 das europäisches Postwesen ein.
Knapp vier Jahrhunderte bleibt die Kaiserliche Reichspost in Händen des Familienunternehmens der von Taxis, fast konkurrenzlos: Der Posten des Generalpostmeisters wird weiter vererbt.
Ab geht die Post - nach Norden
"Der erste Organisator war Franz von Taxis. Er wird als Urvater der Post bezeichnet. Er richtet einen ersten Postkurs nördlich der Alpen ein, zwischen Innsbruck und Mechelen bei Brüssel", sagt Dr. Klaus Beyrer vom Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main.
Franz von Taxis bemerkt schnell, dass die Briefe zu lange unterwegs sind: 20 Tage von Österreich bis in die Niederlande. Er baut also ein Netz von Poststationen auf, alle zehn Wegstunden eine. "Die Taxis entwickeln sehr früh eine Art Franchise-System. Das heißt sie engagieren die ortsansässigen Gastwirte und beauftragen sie damit, Personal und Pferde bereitzustellen", erklärt Beyrer. Nun erreichen die Briefe ihr Ziel in fünf bis sechs Tagen.
Post wird preußisch - Thurn und Taxis drei Millionen Taler reicher
Zum großen Geschäft wird die Post als Kaiser Rudolf II. 1597 das traditionelle Botenwesen verbieten lässt. Die Familie wird unermesslich reich und darf sich nun "von Thurn und Taxis" nennen.
Erst mit dem deutschen Einigungskrieg von 1866 geht die Ära der Familie von Thurn und Taxis zu Ende. Am 28. Januar 1867 übernimmt Preußen die Postrechte und zahlt der Familie eine Entschädigung von drei Millionen Talern.
Preußen modernisiert das Postsystem
Preußischer Postdirektor wird Heinrich von Stephan, der selbstbewusst sagt: "Nie hat die Preußische Post, so lange sie besteht, eine größere Zeit gesehen."
Von Stephan modernisiert das Postsystem, mit militärischem Eifer und einem sicheren Gespür für Neuheiten: Er führt zum Beispiel die Korrespondenzkarte ein, die spätere Postkarte, dazu standardmäßig Briefmarken, Briefkästen und Briefträger. Von Stephan investiert zudem massiv in ein unterirdisches Telegrafennetz und setzt sich für das Telefon ein.
Am Anfang dieser Entwicklung stand ein Familienunternehmen. "Die Familie von Thurn und Taxis ist reich geworden mit einem Unternehmen, nicht mit Raubrittertum", betont Fürstin Gloria, derzeitige Leiterin des Familienunternehmens, gern.
Programmtipps:
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 28. Januar 2017 ebenfalls an das Preußische Postrecht. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 29.01.2017: Vor 415 Jahren: Geburtstag der Landgräfin Amalie Elisabeth