Die Rolle als Juri Schiwago ist die Rolle seines Lebens. Der ägyptische Schauspieler Omar Sharif brilliert als Mann zwischen zwei Frauen, gespielt von Julie Christie und Geraldine Chaplin. Der Film "Doktor Schiwago" (1965), der auf der Romanvorlage von Literaturnobelpreisträger Boris Pasternak basiert, wird mit fünf Oscars ausgezeichnet. Sharif wird zum Helden, der Frauenherzen höher schlagen lässt.
Trotz der vielen Verehrerinnen will Sharif seine Chancen nicht genutzt haben: "In Wahrheit habe ich von allen Männern, die ich kenne, die wenigsten Freundinnen gehabt." Er müsse lieben, um mit jemandem zusammen zu sein. "Ich mag keine One-Night-Stands."
Spielt als Schüler Theater
Omar Sharif am 10. April 1932 in Alexandria als Michel Demitri Shalhoub geboren. Als er vier Jahre alt ist, zieht seine Familie syrisch-libanesischer Abstammung nach Kairo. Omar wird katholisch erzogen, in seinem Elternhaus wird Französisch gesprochen, Arabisch lernt er erst später.
Omars Mutter findet, er werde zu dick und sucht eine englische Schule für ihn aus: Die Engländer sind für ihre angeblich schlechte Küche bekannt. Das legt den Grundstein seiner Karriere: "So bin ich Schauspieler geworden. Wenn es kein Theater an der Schule gegeben hätte, dann wäre ich Holzhändler geworden wie mein Vater."
Ärger um Rolle als Jude
Sein Filmdebüt hat Sharif 1953 im ägyptischen Film "The Blazing Sun", dessen Hauptdarstellerin Faten Hamama zwei Jahre später heiratet und dafür zum Islam konvertiert. Seine internationale Laufbahn beginnt mit "Lawrence von Arabien" (1962). Für seine Rolle als Scheich Sherif Ali erhält er eine Oscar-Nominierung für die beste Darstellung einer Nebenrolle.
Nach "Doktor Schiwago" dreht Sharif noch einige erfolgreiche Filme wie "Die Nacht der Generale" (1967) und "Funny Girl" (1968) mit Barbra Streisand. In "Funny Girl" spielt er einen New Yorker Juden, was ihm Ärger mit der ägyptischen Regierung einbringt. Seine Affäre mit Streisand, die sich öffentlich für Israel engagiert, spitzt die Verstimmungen nach Ägyptens Niederlage im Sechs-Tage-Krieg noch zu. Sharif darf fast zehn Jahre lang sein Heimatland nicht mehr betreten.
Comeback nach 30 Jahren
Ab Anfang der 1970er-Jahre sind seine weiteren Filme keine kommerziellen Erfolge mehr. Rund 30 Jahre später gelingt ihm allerdings ein Comeback. In dem französischen Film "Herr Ibrahim und die Blumen des Koran" (2003) spielt er einen muslimischen Gemüsehändler, der sich in einem Pariser Einwandererviertel mit einem jüdischen Jungen anfreundet.
Omar Sharif, der in seinen letzten Jahren an Alzheimer leidet, stirbt am 10. Juli 2015 im Alter von 83 Jahren in Kairo an einem Herzinfarkt. Den Arabischen Frühling, den Protest gegen das Regime von Hosni Mubarak, hat er noch miterlebt: "Ich bin kein politischer Mensch, in der Zeitung lese ich die Sportseite, aber ich bin auf der Seite der jungen Leute."
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