Der Markusdom in Venedig beeindruckt Besucher seit Jahrhunderten. "Das Tollste, was Sie denken können. Bunt in Stil in Farbe", notiert der Dichter Rainer Maria Rilke im März 1897 in sein Notizbuch. "Und das Innere erst: ein offizieller Empfangssaal für den Venezianergott!" Insgesamt 8.500 Quadratmeter Mosaik bedecken die Gewölbekuppeln.
Die Legende, wie die Kirche zu ihrem Namen gekommen ist, hat verschiedene Versionen. Sie geht in etwa so: Der Evangelist Markus zieht um 65 nach Christus ins ägyptische Alexandria und gründet dort die koptische Kirche. Drei Jahre später überfallen ihn christenfeindliche Attentäter am Altar und schleifen ihn mit einem Strick zu Tode.
Knochen aus Alexandria
Noch bevor Markus nach Alexandria aufbrach, so die venezianische Variante der Legende, hatte sich der Evangelist bei einem Sturm auf eine unbewohnte italienische Insel geflüchtet. Ein Engel erschien und prophezeite Markus, an diesem Ort werde Venedig gegründet und seine Gebeine beerdigt.
In der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts ist es angeblich soweit: 828 rauben venezianische Kaufleute die Reliquien des heiligen Markus aus Alexandria - in einem mit Schweinefleisch gefüllten Korb, um unbehelligt die muslimischen Zöllner passieren zu können.
Wundersame Fügung
In Venedig wird für die überführten Knochen unmittelbar neben dem Amtssitz der regierenden Dogen eine prächtige Kirche gebaut. Doch bei einem Brand wird die Sankt-Markus-Kirche restlos zerstört.
Der Bau wird zwar wiedererstellt. Doch die Reliquien gelten als verloren, bis im elften Jahrhundert - wieder einer Legende nach - ein Säulenstumpf umkippt und die Überreste des Evangelisten freigibt.
Bis ins 16. Jahrhundert gebaut
Die zweite Markuskirche wird abgerissen und durch den heute noch bestehenden Neubau ersetzt. Geweiht wird die im romanisch-byzantinischen Stil errichtete Fünf-Kuppel-Basilika im Jahr 1094. Gebaut wird daran noch bis ins 17. Jahrhundert.
Heute wird der Bau ständig renoviert. Die Hälfte der heute 20 fest angestellten Restauratoren sind Mosaikspezialisten. Vor allem Hochwasser wie im Spätherbst 2018 sorgt für zunächst unsichtbare Schäden.
Mosaike in Gefahr
"Das Salzwasser kriecht in das tragende Mauerwerk", sagt der für den baulichen Erhalt zuständige Prokurator Carlo Tesserin. "Wenn es im Verputz unter die Mosaike dringt, lösen sie sich ab. Und es besteht die Gefahr, dass wir sie verlieren."
Die Basilika San Marco zieht derzeit jährlich rund fünf Millionen Touristen an.
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